1438/1439, Owner: Kaiser Albrecht II. (V.) von Habsburg
Der Typus dieses gotischen Prunksattels leitet sich vom orientalischen Pritschensattel ab. Die Datierung des Sattels in die Dreißigerjahre des 15. Jahrhunderts ergibt sich weniger aus der Form des Sattels, die sich im Laufe des Spätmittelalters nur gering veränderte, als vielmehr aus der modischen Kleidung der dargestellten Figürchen sowie aus den Lebensdaten König Albrechts II. Der linke Vordersteg zeigt den hl. Georg und die von ihm gerettete Prinzessin. Auf dem Schriftband links außen steht: "wyl es got ych helf dir au[s] not" ("Will es Gott, so helfe ich dir aus der Not"), ein Spruch, der sich wohl auf den hl. Georg, den Drachentöter, bezieht. Über dem Schriftband befindet sich ein Drache. An der vorderen Volute ist auf der linken Seite das ungarische Wappen angebracht. Auf der Innenseite dieser Volute halten zwei Engel das gekrönte Wappen mit dem Adler des Römisch-Deutschen Königreiches. Zwischen den Voluten befindet sich der Buchstabe "E" über einem Herzen. Die Art der Dekoration mit vielen kleinen Einzelfiguren, den zahlreichen Schleifen aus Stoffbändern sowie den Rahmen aus gewundenen Distelblättern orientiert sich an reich verzierten Textilien der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Auf Grund stilistischer Kriterien sowie der abgebildeten Wappen (des Adlers des Römisch-Deutschen Königreiches und des ungarischen Wappens) und des Buchstabens "E" über einem Herz für die Gemahlin Elisabeth kann der Sattel nur dem Römisch-Deutschen König Albrecht II. zugeschrieben werden. 1438 erfolgte die Wahl Albrechts V., Herzog von Österreich, zum Römisch-Deutschen König; er war 1437 zum König von Ungarn, 1438 zum König von Böhmen gekrönt worden. Als Hinweis auf die ungarische Königswürde findet sich auf der Volute des Vorderstegs zu beiden Seiten neben dem Wappen jeweils noch ein Drache, das Emblem des von Albrechts Schwiegervater Kaiser Sigismund 1408 in Ungarn gegründeten Drachenordens.
Sattel
Südostdeutsch
1438/1439
Kaiser Albrecht II. (V.) von Habsburg (1397 - 1439)
Bein, geschnitzt, teilweise blattvergoldet. Hintergrundfläche gefasst (Smalte). Holz. Birkenrinde. Eisennägel. Originalgestaltung: Beinschnitzarbeiten, vermutlich polychrom gefasst.
H 40 cm x B 37,5 cm x T 56 cm
auf der Schnecke links außen Schriftband "wyl es got ych helf dir au(s) not"; auf dem Rest der rechten Schnecke Inschriftrest "ave ...".
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Hofjagd- und Rüstkammer, A 73
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