Im Corpus Rubenianum Ludwig Burchard werden alle Gemälde, Skizzen und Zeichnungen, sowie Entwürfe für Tapisserien, Skulpturen, Architektur usw. Peter Paul Rubens diskutiert und reproduziert. Der Corpus wird aus 29 Teilen bestehen, von denen jeder einem bestimmten Auftrag oder Thema gewidmet ist und aus mehreren Bänden bestehen kann.
Mit dem von Ludwig Burchard gesammeltem Material als Ausgangspunkt entstehen klassische Katalognummern, welche die jeweiligen Werke unter verschiedenen Aspekten aufarbeiten. So wird die Provenienz recherchiert, die Ikonographie der Gemälde / Zeichnungen sowie ihre zeitliche Einordnung untersucht. Der Kontext der Entstehung des jeweiligen Werkes wird berücksichtigt und dargestellt; etwaige Werkstattbeteiligung werden genauso thematisiert wie die z.T. in mehreren Schritten vonstatten gegangenen Werksgenesen – Rubens erweiterte seine Kompositionen gerne, während er sie entwickelte. Des Weiteren werden Druckgraphik und Kopien nach dem Werk angegeben und der Stand der Forschung diskutiert.
Zu den komplexesten Werken dieser Gruppe von Venusdarstellungen zählt sicher das Venusfest des Kunsthistorischen Museums, dessen vielschichtige Ikonographie bis dato ebenso wenig erschöpfend geklärt werden konnte, wie seine Provenienz vor 1685, als es in der kaiserlichen Sammlung in Prag nachweisbar ist. In einem regen Austausch mit internationalen Kollegen werden diese und andere Fragen diskutiert und bearbeitet.

Venusfest (Fest der Venus Verticordia), um 1636/1637, Inv. Nr. GG 684
Das Bild feiert die Allmacht der Liebe. Es geht u. a. auf die antike Beschreibung eines griechischen Gemäldes zurück, auf dem ein Kultbild der Aphrodite von Nymphen geschmückt und von geflügelten Eroten umtanzt wurde. Tizian, Rubens’ großes Vorbild, hatte sich davon um 1518 zu einem berühmten, dann von Rubens kopierten Gemälde inspirieren lassen. Der offene Pinselstrich und die differenzierte Farbigkeit sind ein Bekenntnis zum späten Tizian; die ekstatische Intensität im Wiedererleben der Antike ist hingegen Rubens’ ureigenste Tat.
Titel:
Venusfest (Fest der Venus Verticordia)
Künstler/in:
Peter Paul Rubens (1577 Siegen - 1640 Antwerpen)
Zeit:
um 1636/1637

Haupt der Medusa, um 1613, Inv. Nr. GG 3834
Perseus tötete mit List die schlangenhaarige Medusa, die mit ihrem Blick Mensch und Tier versteinert hatte (Ovid, Metamorphosen). Das aus ihrem abgeschlagenen Haupt tropfende Blut verwandelte sich in Schlangen. Zur Zeit des Rubens wurde die Darstellung politisch oder allegorisch als Zeichen des Sieges der stoischen Vernunft über die Feinde der Tugend verstanden. Die drastische Schilderung mit den weit aufgerissenen, herausquellenden, blutunterlaufenen Augen stammt von Rubens selbst, in Zusammenarbeit mit seiner Werkstatt, das Getier wurde dem Spezialisten Frans Snyders zugeschrieben.
Titel:
Haupt der Medusa
Künstler/in:
Peter Paul Rubens (1577 Siegen - 1640 Antwerpen)
Zeit:
um 1613
Projektleitung
- Arnout Balis
- Elizabeth McGrath
Projektmitarbeit
- Nils Büttner
- Gerlinde Gruber
- Fiona Healey
- Eveliina Juntunen
- Gregory Martin
- Elizabeth McGrath
- Bert Schepers u.a.
Finanzierung
Rubenianum Fund, Antwerpen in Kooperation mit dem Kunsthistorisches Museum Wien
Projektlaufzeit
2013 – 2020