Eine Warnung zur rechten Zeit

Toter Christus , um 1630, Inv. Nr. KK 3891
Bilderfindungen Albrecht Dürers und anderer Künstler der Zeit um 1500, wie Veit Stoß, erlebten im 17. Jahrhundert eine bemerkenswerte Renaissance. Über die Druckgraphik verbreitete Motive vor allem religiöser Bildthemen wurden als Vorbilder aufgegriffen und neu interpretiert. Neben der Wertschätzung für die „alten Meister“ spielte dabei wohl auch der gezielte Rückgriff auf die Kunst im Dienst der Kirche vor der Spaltung in der Reformationszeit eine Rolle.
Titel:
Toter Christus
Künstler/in:
Zacharias Hegewald (1596 Chemnitz - 1639 Dresden)
Zeit:
um 1630
Georg Petel, im oberbayerischen Weilheim geboren, besuchte im Laufe seines Lebens unter anderem Antwerpen, Paris, Genua und Rom. Nach diesen Reisen ließ er sich in Augsburg nieder, das zu seiner Zeit die führende Exportmetropole kunsthandwerklicher Luxuswaren war.
Mit dem berühmtesten Barockmaler nördlich der Alpen, Peter Paul Rubens, pflegte Petel eine solide Freundschaft.

Auf Rubens' Vorbild und Ästhetik gehen die gleichsam in Endlosschleife um das Gefäß herumlaufenden Motive zurück:
Im Zentrum steht der trunkene Silen. Bocksbeinige Satyrn, männlich wie weiblich, halten ihn mühsam auf den Beinen.
Musik und Tanz verstärken den kollektiven Rausch.
Wer es übertreibt, dem drohen Verdummung, Verrohung und Wollust zur falschen Zeit.

Die künstlerische Umsetzung spiegelt diese Themen, statt sie nüchtern vorzuführen: Elfenbein ist ein prachtvolles Material, ineinandergreifende, stark plastische Formen, naturalistische Oberflächen und ungeschönte Körperformen schmücken das luxuriöse Trinkgefäß.
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