Michaelina Wautier gilt heute als eine der bedeutendsten Malerinnen ihrer Zeit. In einer Epoche, in der sich Künstlerinnen vorwiegend mit Stillleben- oder Genremalerei beschäftigten, fand Wautier selbstbewusst auch mit anspruchsvoller Historienmalerei Anerkennung.
Die Ausstellung bietet einen zeitgenössischen weiblichen Blick auf sowohl traditionelle als auch innovative Bildthemen und den männlichen Körper.
Michaelina Wautier
Eine (noch) unvollendete Geschichte
Tauche ein in die spannende, lange vergessene Geschichte Michaelina Wautiers.
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Royal Academy of Arts, London

“The best female Old Master you’ve never heard of. Until now.“
"Wautiers Werk besticht durch große Originalität, feinsinnigen Humor und beachtenswerten Mut"

Das Porträt entstand 1654 und zeigt den italienischen Jesuiten Martino Martini in traditionell-chinesischem Gewand.
Dieser war eine bekannte Persönlichkeit. Der Jesuit reiste 1640 erstmals nach China und kehrte 1653 nach Europa zurück, um den Novus Atlas Sinensis – den ersten gedruckten Atlas Chinas – zu veröffentlichen.
Die Familie Wautier stand in Verbindung mit dem einflussreichen Jesuitenorden in Brüssel. Somit ist es möglich, dass der Orden für das Porträt ihres prominenten Mitglieds persönlich an Michaelina Wautier herantrat, aber auch ein Auftrag durch Erzherzog Leopold Wilhelm wäre denkbar.
Das Gesicht des Missionars ist mit virtuosen, breiten Pinselstrichen modelliert. Hier zeigt Wautier im Besonderen ihre Fähigkeit, mit ihrer Gestaltung auch psychologisch in die Tiefe zu gehen.

Das Bild entsteht zu einer Zeit, in der sich Gartengestaltung und Blumenzucht zu einem großen Trend entwickeln, den der Statthalter Erzherzog Leopold Wilhelm noch zusätzlich durch sein Interesse an Gartenanlagen befeuert.
Michaelina Wautiers Blumengirlande spiegelt dieses starke Interesse an Blüten und Pflanzen in der bürgerlichen und höfischen Umgebung wider.
Die Girlande hängt von den oberen Ecken herab und ist an zwei Bukranien (Rinderschädeln) festgemacht. Dieses Motiv ist neu und stammt aus der antiken römischen Skulptur. Die bunte Blumenpracht wird so mit der Idee der Vanitas, der (eigenen) Vergänglichkeit, kombiniert. Hier zeigt sich Wautiers Kreativität und Gelehrtheit. Sie ist die erste bekannte Künstlerin Nordeuropas, die sich in der Blumenmalerei auf die Antike bezog.

Bei diesem Gemälde handelt es sich um ein sogenanntes „portrait historié“ – eine Mischung aus Porträt und (in diesem Fall religiösem) Historienbild. Zwei Mädchen posieren als junge Heilige, als die Märtyrerinnen Agnes und Dorothea.
Michaelina Wautier kombiniert die lieblichen, zart gemalten Gesichter mit der in dicker Farbe aufgetragenen Gestaltung der Falten ihrer Gewänder. Eine subtile Traurigkeit umgibt die Mädchen. Sie wirken in sich gekehrt, so als wüssten die beiden bereits, dass ihnen aufgrund ihres Glaubens der Tod bevorsteht. Im Gegensatz dazu stehen die warmen Farben – Ockergelb und Altrosa zählen zu den „Lieblingsfarben“ der Malerin – und die malerische Kraft der Darstellung.