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Band 14/2021

Technologische Studien

Band 14/2021

 

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© KHM-Museumsverband

Inhalt & Impressum

S. 4–5 Download (PDF, 122 KB)


Zum Geleit

Sabine Haag

S. 7 Download (PDF, 35 KB)


Vorwort

Martina Grießer, Matthias Manzini, Elke Oberthaler

S. 8–9 Download (PDF, 94 KB)


Kartonagen von Mumien in der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien

Elfriede Haslauer

S. 10–37 Download (PDF, 2.2 MB)

Abstract
Mit dem Beginn der 22. Dynastie wurden Mumien mit einer Leinen-Kartonage umhüllt, die wie ein Innensarg bemalt wurde. Der Außensarg war weiterhin aus Holz konstruiert, jedoch nur einfach bemalt: mit dem Gesicht mit der großen Perücke, dem Schmuckkragen und einer vertikalen Schriftkolumne mit dem Namen des/der Verstorbenen.

Zur Herstellung dieser Kartonagen gibt es zwar verschiedene Publikationen und sogar den Nachbau über einem Formkern unter Verwendung von Materialien, die auch im Alten Ägypten vorhanden waren, doch können an den sechs Mumienhüllen der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien zusätzliche Details festgestellt werden, die im Vergleich mit derartigen Objekten aus anderen Sammlungen Variationen vor allem beim Rückenschlitz und dem Verschluss des Fußendes ergeben. Für letzteren wurden verschiedene Materialien verwendet, so wie auch die Befestigung unterschiedlich war.


Garofalos Altarbild Die Auferstehung Christi (1520)
Provenienz – Maltechnik – Technologische Beobachtungen – Restaurierung

Francesca Del Torre Scheuch, Ingrid Hopfner und Sabine Stanek

S. 38–103 Download (PDF, 6.6 MB)

Abstract
Nach seiner Erwerbung 1962 konnte Garofalos Altarbild Die Auferstehung Christi aus dem Jahre 1520, mit noch originalem Bildträger, aufgrund massiver Schäden trotz zweier Restaurierungsmaßnahmen ab 1976 nicht mehr in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums präsentiert werden. Der schlechte Erhaltungszustand des monumentalen Werks (akute Malschichtabhebungen, vergilbter Firnis, frühere Wasserschäden usw.) machte eine umfassende Restaurierung notwendig, die von einem interdisziplinären Forschungsteam, bestehend aus Kuratoren, Restauratoren und Naturwissenschaftlern, begleitet wurde.

Im Vorfeld und parallel zu den Restaurierungsmaßnahmen wurde der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Maltechnik und Bildgenese des Gemäldes mithilfe von technologischen Untersuchungen wie Infrarotreflektografie, Röntgenaufnahmen, Mikroskopie und Bindemittelanalysen ein bedeutender Stellenwert beigemessen.

Als Ergebnis konnte die Verwendung einer limitierten Auswahl von Materialien durch den Künstler bestätigt werden: Trocknendes Öl als Bindemittel der Malschichten, Gips als Malgrund, eine bleiweißhaltige Imprimitur und Pigmente wie Bleiweiß, Azurit, Zinnober, Bleizinngelb, Ocker, Kohlenstoffschwarz und Kupfergrün zählen zu den gängigen Malmitteln seiner Zeit und Region. Die durch Anwendung der Lasur-Maltechnik brillante Farbigkeit seiner Palette zeigte sich beeindruckend für dieses Werk und konnte durch Vergleich mit anderen Gemälden als typisch für Garofalos Œuvre verifiziert werden. Die Restaurierung des Altarbildes erzielte sowohl eine Stabilisierung der gefährdeten Gemäldesubstanz (Festigung holzwurmgeschädigter Bereiche, Konsolidierung von Malschichtabhebungen, Verleimung von Rissen im Bildträger) als auch ein geschlossenes Erscheinungsbild durch konservatorische und ästhetische Maßnahmen (Abnahme von Übermalungen, Retuschen, vergilbtem Firnis; Schließung/Integration von Bereibungen und Fehlstellen), um die Qualität der brillanten Farbigkeit der Malerei wieder voll zur Geltung zu bringen. Außerdem wurde für das Gemälde ein neuer Zierrahmen angefertigt und weitere präventive Maßnahmen gesetzt, um dieses Hauptwerk ferraresischer Renaissancemalerei langfristig der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.


Die Restaurierung eines kaiserlichen chinesischen Lackstellschirms zur Neueröffnung des Weltmuseums Wien

Christiane Jordan, Silvia Miklin-Kniefacz und Richard Miklin

S. 104–153 Download (PDF, 6.6 MB)

Abstract
Die Erforschung und Restaurierung des kaiserlichen chinesischen Schnitzlackstellschirms aus der Qianlong-Zeit (1736–1796), entstanden in den 1770er Jahren, war eines der größten Projekte im Zuge der Neueröffnung des Weltmuseums Wien im Jahr 2017. Der imposante und künstlerisch hochwertige Stellschirm war im Zuge des sogenannten »Boxeraufstands« 1900 von österreichischen Truppen aus dem kaiserlichen Jagdpark Nan hai-tze (Nan-haizi) bei Peking entwendet und über Pula nach Wien transportiert worden, wo er – nach seiner Präsentation im k. u. k. Naturhistorischen Hofmuseum – im Museum für Völkerkunde von dessen Eröffnung 1928 bis 2004 durchgehend ausgestellt war. Die alle drei Tafeln des Paravents übergreifende Darstellung zeigt das mythische Pan-Tao-Fest, die Geburtstagsfeier von Xi Wangmu, der Königinmutter des Westens. Auch die mit Schwarzlack und Goldbemalung ausgeführte Rückseite nimmt darauf Bezug.

In Vorbereitung der Restaurierung wurden sowohl Aufbau und Zusammensetzung aller Grundierungs- und Lackschichten als auch die textilen Fasern der Grundierung und die verwendeten Metallpartikel des Golddekors der Rückseite untersucht. Der schon historisch belegte senkrecht verlaufende Riss in der Mitteltafel sowie mehrere teils klaffende Schwund-risse hatten zu zahlreichen losen Stellen und Fehlstellen im Lack auf der Vorder- und Rückseite geführt.

Die Risse und Fehlstellen im Schnitz-lack wurden mit Plextol D 360 und Plextol D 498 (3:2) gefestigt und gesichert, bei großen Fugen unter Zusatz von Korkgranulat und organischen Phenolharzkügelchen. Die auf der Rückseite aufstehenden Lackschollen wurden in traditioneller Weise mit mugi-urushi niedergelegt, wobei vielfach auch eine sogenannte shimbari-Konstruktion Verwendung fand. Der sekundäre Kolophoniumüberzug auf der Vorderseite wurde belassen, ebenso die vermutlich historische Pflegeschicht mit Ibotawachs. Die Schnitzlackoberfläche wurde mit einer Mischung aus deionisiertem Wasser und Isopropanol gereinigt; die Rückseiten großteils mit Siedegrenz-benzin. Alle Fehlstellen im Schnitzlackbereich und auch auf der Rückseite wurden mit pigmentiertem, mikrokristallinem Wachs gefüllt. Für die abschließende Oberflächenkonsolidierung der Rückseite wurde die in Japan entwickelte urushigatame-Methode angewendet. Fast alle alten Holz-ergänzungen mussten angepasst sowie alte Retuschen und Übermalungen entfernt werden. Neue Goldretuschen auf der Rückseite erfolgten mit Leinöl-Mixtion und Goldpulver. Fehlende Metallbeschläge wurden nachgegossen und galvanisch vergoldet.

Geschützt von einer klimatisierten Glasvitrine, stellt der restaurierte Lackschirm seit Herbst 2017 ein Prunkstück in der neuen Schausammlung des Weltmuseums Wien dar.


Die Restaurierung des Hammerflügels von Nannette Streicher Opus 961, Wien 1813 (SAM 844)

Ina Hoheisel und Alfons Huber

S. 154–173Download (PDF, 1.9 MB)

Abstract
Im Frühjahr 2013, anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums seiner Herstellung, wurde die Restaurierung des Hammerflügels (op.-Nr. 961; Inv.-Nr. SAM 844) von Nannette Streicher, der ersten Klaviermacherin der Geschichte, zum Schwerpunktprojekt der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums Wien erklärt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Instrument in einem stark beschädigten, teils veränderten und umgebauten, unspielbaren Zustand.

Zu Beginn war das Ziel der konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen nur teilweise klar, so dass zu Dokumentationszwecken und zu einer vertiefenden Befundung zunächst eine technische 1:1-Handzeichnung des gesamten Instruments angefertigt wurde. Die damit verbundene intensive Auseinandersetzung mit dem Bestand eröffnete die Möglichkeit, schrittweise ein Restaurierungskonzept zu formulieren.

Jedoch blieb die Frage nach der Wiederherstellung der Spielbarkeit zunächst offen, da ca. 25 % des erhaltenen Saitenbezugs aus historischen, jedoch stark korrodierten Saiten bestand. Nach einer umfangreichen Mensuranalyse und im Vergleich mit erhaltenen Instrumenten der gleichen Werkstatt wurde das überlieferte Saitenmaterial jedoch letztlich aufgrund der größeren Durchmesser und schadensrelevanten Zugkräfte, die zu erheblichen Beschädigungen des Stimmstocks, des Anhangs und des Resonanzbodens führten, als nicht original eingeschätzt. Der Verdacht auf einen vorliegenden Stimmstockriss konnte durch eine Röntgenuntersuchung bestätigt werden. Schlussendlich wurde vom wissenschaftlichen Team der Sammlung einvernehmlich entschieden, den Hammerflügel komplett zu restaurieren – mit dem Ziel, ihn auch wieder spielen zu können.

Im vorliegenden Beitrag werden die wesentlichen Punkte des vierjährigen Restaurierprojekts vorgestellt, wie die Rekonstruktion des Pedalstegs, die Restaurierung des Stimmstocks, des Anhangs, des Resonanzbodens und der Mechanik sowie die Regenerierung und Behandlung der Oberfläche. Überlegungen zur Mensurierung sowie eine unsichtbare, materialschonende Methode zur Klebung gerissener Stimmstöcke werden ebenfalls besprochen und diskutiert.

Das Projekt wurde mit einer großzügigen Spende durch den TANA Trust London sowie Saskia van der Wel und Fritz Heller unterstützt.

Autor*innen

S. 174–175 Download (PDF, 94 KB)

Francesca Del Torre Scheuch
Studium der Kunstgeschichte an der Universität Ca’ Foscari, Venedig. Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museo Civico in Treviso. Wissenschaftliche Mitarbeit am Kupferstichkabinett der Biblioteca Correr Venedig. Curatorial Assistant im Museo Archeologico Provinciale in Torcello (Venedig). Wissenschaftliche Assistentin der Direktion des Istituto di Storia dell’arte, Fondazione Giorgio Cini, Venedig. Seit 2003 Wissenschaftliche Mitarbeit an Ausstellungsprojekten der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums; Projektmitarbeiterin am Forschungsprojekt zum Gemäldebestand der Malerfamilie Bassano an der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums. Seit 2011 Kuratorin der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums für die italienische Malerei bis 1600.

Elfriede Haslauer
Studium der Ägyptologie und Klassischen Archäologie in Wien. 1968–1976 Teilnahme an den österreichischen Ausgrabungen in Tell el-Daba und im Asasif/Oberägypten. 1971–1976 der Grabung in Ägypten zugeteilte Assistentin am Institut für Ägyptologie der Universität Wien. Ab 1976 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums, 2004–2006 deren Direktorin.

Ina Hoheisel
2003–2008 Studium Konservierung und Restaurierung an der Fachhochschule Erfurt; Diplomarbeit in der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums mit Betreuung durch Alfons Huber. 2009–2011 Fernstudium Schutz europäischer Kulturgüter mit Masterabschluss an der Europa-Universität »Viadrina« in Frankfurt/Oder. Seit 2009 als Restauratorin in der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums tätig, seit 2019 auch Lehrbeauftragte im zentralen künstlerischen Fach (zkF) an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Ingrid Hopfner
1985–1990 Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien, Meisterklasse für Restaurierung und Konservierung bei Prof. Helmut Kortan und Prof. Gerald Kaspar. Seit 1990 an der Restaurierwerkstatt der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums tätig. Schwerpunkt ihrer Arbeiten sind Restaurierungen von Tafelbildern. 1991–1994 Lehrbeauftragte an der Akademie der bildenden Künste Wien. 2005–2007 Betreuung von Diplomarbeiten an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2011–2017 wissenschaftliche Mitarbeit am Bruegel-Projekt des Kunsthistorischen Museums‚ The panels by Pieter Bruegel the Elder at the Kunsthistorisches Museum, Vienna: Technical Study and Survey of their Structural Condition, das von der Getty Foundation im Rahmen der »Panel Paintings Initiative« unterstützt wurde.

Alfons Huber
Nach Abschluss des Studiums an der Akademie der bildenden Künste Wien (1981) freiberuflich tätig; von 1983 bis 2019 Restaurator an der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums. 1996 Habilitation an der Akademie der bildenden Künste. Zahlreiche Publikationen zur Konservierung/ Restaurierung von Musikinstrumenten, zur historischen Instrumentenkunde und zu Fragen der präventiven Konservierung und Klimastabilisierung in Museen. Nachbauten von historischen Saitenklavieren. 2012 Dissertation (Ökosystem Museum) an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Christiane Jordan
1999–2005 Studium der Konservierung und Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Queen’s University Canada. 2005 Diplomarbeit im Fachbereich Konservierung ethnologischer Objekte. Seit 2005 Restauratorin für den Fachbereich Organische Objekte im Weltmuseum Wien, ab 2020 Projektkoordination für Bau- und Einrichtungsprojekte im KHM-Museumsverband. Seit 2009 Lehrbeauftrage an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Richard Miklin
Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien. 1988–1990 Lektor für deutsche Literatur an der Nihon-Universität Tokyo; danach freier Autor in Wien. Seit den 1990er Jahren auch Mitarbeiter im Restaurieratelier von Silvia Miklin-Kniefacz. In diesem Rahmen Forschungen zur Provenienz und Geschichte sowie zu kunsthistorischen Aspekten der Restaurierungsobjekte, wie z. B. dem Vieux-laque-Zimmer und den beiden Chinesischen Kabinetten im Schloss Schönbrunn.

Silvia Miklin-Kniefacz
Studium der Konservierung und Restaurierung von Objekten (Schwerpunkt Metall) an der Universität für Angewandte Kunst Wien, Meisterklasse Prof. Hubert Dietrich; nach dem Diplomabschluss Lehrauftrag an der Meisterklasse (1982–1988). 1988–1990 Studium der Urushi-Lacktechnik und -restaurierung sowie kintsugi am TNRICP (Tokyo National Research Institute for Cultural Properties bei Nakasato Toshikatsu), Japan. Seit 1990 freischaffende Restauratorin.

Sabine Stanek
2001 Abschluss des Studiums der Technischen Chemie an der Technischen Universität Wien mit einem Diplom auf dem Gebiet der Archäometrie, danach Lehrtätigkeit am Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit 2002 Anstellung als Conservation Scientist im Naturwissenschaftlichen Labor des Kunsthistorischen Museums. Arbeitsschwerpunkte liegen bei Untersuchungen zu mal-, material- und herstellungstechnischen Fragestellungen sowie der Präventiven Konservierung.

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