Zurück Weiter

Gewehr: Steinschlossflinte

um 1680/1690, Besitzer/in: Kaiser Leopold I.

 

 

Steinschlossflinte

Diese Steinschlossflinte ist zweifach signiert, am Schloss (»LA MARRE A VIENNE«) und auf der Schwanzschraube (»La Marre«). Die Waffe lässt sich somit Jacques Lamarre zuschreiben, dem führenden kaiserlichen Büchsenmacher des späteren 17. Jahrhunderts.

Jacques Lamarre ist ab 1657 in Paris nachweisbar und war um 1670 nach Wien übersiedelt. Er war hier als Hofbüchsenmacher tätig und scheint daher nicht in den Innungsbüchern der Wiener Büchsenmacherzunft auf. Lamarre hatte sich auf die Herstellung von Feuerwaffen mit Steinschloss spezialisiert, eine Technik, die zu jener Zeit in Frankreich besonders hoch entwickelt war. Eine Berufung an den kaiserlichen Hof als Spezialist für Steinschlosswaffen könnte somit der Grund für seine Übersiedlung aus Paris nach Wien gewesen sein. Da Lamarre 1682 im Dom zu St. Stephan in Wien heiratete, scheint er Frankreich nicht als hugenottischer, also als französisch-protestantischer Flüchtling, verlassen zu haben.

Am Kolben der vorliegenden Flinte sind beidseitig Einlagen aus durchbrochenem und graviertem Eisen angebracht sowie vergoldete Porträtmedaillons Kaiser Leopolds I. und Karls VI. Die Flinte scheint überarbeitet worden zu sein, da sich am Kolben im Holz beidseitig Ergänzungen finden. Darüber hinaus ist am Kolben hinter der Schwanzschraube ein ehemals eingelegtes bekröntes Wappen ausgebrochen.

Karl VI. war der jüngere der beiden Söhne Kaiser Leopolds I. aus dessen dritter Ehe mit Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg. Er übernahm erst 1711, nach dem verfrühten Tod seines älteren, kinderlos gebliebenen Bruders, Kaiser Josephs I., die Macht.

In dem ab 1868 geführten Inventar der Wiener Hofgewehrkammer ist die Flinte unter der Nummer 102 verzeichnet: »Eine Flinte mit französischem Schloße, auf dem Laufe und Schloße ,La Mare in Wien‘. Der Schaft mit Silber und Eisen montirt. Carl VI.«.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Galerie C

Objektdaten

Objektbezeichnung

Gewehr

Kultur

Wien

Datierung

um 1680/1690

Besitzer/in

Kaiser Leopold I. (1640 - 1705) - GND

Künstler/in

Jacques Lamarre , (Büchsenmacher) (nachweisbar Paris 1657–1700 Wien)

Material/Technik

Lauf: Eisen, teils gebläut, teils mit Gold tauschiert. Korn: Silber, feuervergoldet. Visier: Eisen, teils geschmiedet, teils durchbrochen gearbeitet, teils graviert. Schaft: Holz (Eschenflader), teils geschnitzt, teils mit Einlegearbeiten aus Silberdraht und Silberblech. Silberblecheinlagen: teils durchbrochen gearbeitet. Medaillons: Messing (?), feuervergoldet, teils ziseliert, teils graviert. Schlossplatte, Schlossgegenplatte, Ladestockröhrchen, Kolbenplatte: Eisenblech, teils graviert, teils geschnitten. Hahn, sonstige Schlossteile: Eisen, teils geschmiedet, teils gegossen, teils geschnitten, teils durchbrochen gearbeitet. Ladestock: Holz, Horn.

Maße

L 150 cm
Gewicht: 2,85 kg

Signatur

Schloss: La Marre à Vienne
Schwanzschraube: Marre

Stempel / Zeichen

Jacob la Mort de Lamarre

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, D 189

Kunst & Patenschaft

Viele unserer Objekte sind auf der Suche nach Paten. Mit einer Kunstpatenschaft tragen Sie dazu bei, die Schätze der Kunstgeschichte für die Zukunft zu bewahren.
Als Kunstpate fördern Sie mit Ihrer Spende direkt und nachhaltig die wissenschaftliche Dokumentation, Erforschung, Restaurierung und Präsentation der Kunstbestände des Kunsthistorischen Museums Wien.

Werden Sie Kunstpate