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Schüssel, Holzteller, Teller

DieVorderseite des Tellers aus Holz ist im Spiegel und entlang der steil nach obengezogenen Fahne mit stilisierten Tulpen, Rosen und Hyazinthen auf orangerotemGrund bemalt. Der Lippenrand ziert außen ein mäanderähnliches Band. DieRückseite des Tellers zeigt einen durchgehenden hellblauen Grund und zieren imMittelfeld geometrische Kreisformen, am Außenrand finden sich weisse Tupfen,augenförmige Elemente sowie lippenförmige Linien. Da die Rückseite des Tellersstets vor Licht geschützt war, hat sich hier die ursprüngliche Helligkeit derFarben besser erhalten als auf der abgenützten Vorderseite. Die Dekoration orientiertsich stark an der sog. Iznik-Keramik (Iznik = Nicäa), die zwischen dem 15. und17. Jahrhundert, vor allem unter der Herrschaft Sultan Süleymans I. desPrächtigen (reg. 1520-1566), eine Hochzeit im osmanischen Raum erlebte. Es warenvor allem die beiden Blüten Tulpe und Rose, die zu den beliebtesten Ornamentenzählten. Die Tulpe, türkisch lalé, verstand sich in arabischer Schreibart alsAnagramm von Allah, während die Rose, türkisch gül, dem islamischen Glaubennach aus den Schweißtropfen des Propheten Mohammeds entsprungen sein soll. DieDatierung osmanischer Dekorgegenstände erleichtert dabei der Umstand, dassTulpen erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in Erscheinung treten. Während sich vergleichbare osmanische Alltagsgegenstände aus Keramik und ausEdelmetallen in mehreren europäischen Sammlungen (Landesmuseum Karlsruhe, StaatlicheKunstsammlungen Dresden, MAK in Wien) erhalten haben, sind Gegenstände aus Holzsehr selten auf uns gekommen. Das aus heutiger Sicht sehr einfache und „unedle“Material zählte jedoch schon im 16. Jahrhundert im osmanischen Reich zu wahren Raritäten,da die Abholzung in den Ländern des östlichen Mittelmeeres u.a. durch dieKreuzzugsheere zu einer großen Holzknappheit geführt hatte. Im Nachlassinventardes Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinands II. aus dem Jahre 1596 könnteder hier präsentierte Teller als einer von „Vier flache Turggische schisselenvon holz“ genannt sein.

Titel:
Schüssel, Holzteller, Teller

Zeit:
2. Hälfte 16. Jahrhundert

Objektbezeichnung:
Schüssel, Holzteller, Teller

Kultur:
Osmanisch

Material/Technik:
Holz, bemalt

Maße:
H. 4 cm, Dm. 25 cm

Bildrecht:
Schloss Ambras Innsbruck

Inv. Nr.:
Schloss Ambras Innsbruck, PA 45

Provenienz:
Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. von 1596 (nach KK 6652), fol. 547v: "Vier flache Türggische schisselen von holz das ain schwarz, grien, Rot unnd gelb sambt dem Fueteral"