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Rennzeug

Im spätmittelalterlichen Turnier zu Pferd gab es neben dem Stechen (vgl. Nr.13) eine zweite Grundform, das Rennen. Beim Rennen lag der Fokus auf der Demonstration reiterlichen Könnens und der Präzision der Lanzenführung. Die Lanze (Rennspieß) war etwa drei bis vier Meter lang und konnte mit Zubehör – mit Renneisen und Brechscheibe – bis zu 15 kg wiegen.

Die Ausrüstung für das spätmittelalterliche Rennen war, wie jene für das Stechen, speziell auf die Anforderungen dieser Kampfart ausgerichtet. Bis ins späte 15. Jahrhundert verwendeten die Teilnehmer im Rennen vorrangig ihre Kriegsausrüstung. Doch spätestens um 1490 entwickelte sich, wohl zuerst am Hof Kaiser Maximilians I., ein spezieller Harnisch für das Rennen, das Rennzeug.

Das Rennzeug besteht aus einer asymmetrischen, kastenförmigen Brust mit Rüsthaken und Hinterhaken für die Lanze. Dazu kamen ein leichter Harnischrücken und längere Beinschöße (Beintaschen) sowie ein am Sattel befestigtes Paar Dilgen (Oberschenkelschutz). Den Kopf schützte ein Bart (für Hals und untere Gesichtshälfte) und ein Rennhut (oder Schaller), der mit Stirnverstärkungen ausgestattet sein konnte.

Dieses Rennzeug ist ein Werk des Landshuter Plattners Matthes Deutsch und war für das sogenannte Anzogenrennen vorgesehen. Hierbei verdeckte ein massiver Schild den Oberkörper und die untere Gesichtshälfte des Reiters. Der Schild war an Bauch und Kinn mit dem Harnisch verschraubt – daher die Bezeichnung Anzogenrennen. Auf dem Rücken ist die Jahreszahl 1498 eingraviert. Im Jahr 1498 besuchten Johann, seit 1525 Kurfürst von Sachsen, und sein älterer Bruder, Kurfürst Friedrich III, Innsbruck. Kaiser Maximilian veranstaltete ihnen zu Ehren eine Reihe von Festlichkeiten, darunter ein Rennen am 25. Februar. Neben den Habsburgern gehörte auch der sächsische Hof zu den Auftraggebern, die Werke bei Matthes Deutsch in Auftrag gaben. Dank einer Markierung aller zusammengehörenden Teile mit drei Kreissegmenten konnte der zusammenhängende Helm inzwischen erkannt werden. Er ist mit dem Burgunderkreuz und mit einem Feuerstahl verziert und wurde somit ursprünglich für einen Habsburger angefertigt. Vielleicht wurde dieser Harnisch von Johann von Sachsen als Geschenk in Auftrag gegeben.

Titel:
Rennzeug

Zeit:
Datiert 1498

Objektbezeichnung:
Rüstung

Kultur:
Landshut

Künstler/in:
Matthes Deutsch (Plattner) (erwähnt 1485, aktiv bis um/nach 1515)

Material/Technik:
Blankes Eisen

Maße:
Objektmaß: H 108,1cm x B 59,2cm x T 60,6cm

Beschriftung:
Rennhut: innen ehmals "A"
Brust: innen "A"
Rücken: Gravur einer Bandrolle mit "1498"

Stempel / Zeichen:
Lindenblattmarke (Meistermarke von Matthes Deutsch) und Landshütl (Landshuter Beschaumarke) auf Helm, Bart, Brust, Rücken und Magenblech.
? auf Brust, Bart, Rücken und Schößen
drei übereinanderstehenden, nach unten offenen Mondsicheln (???) auf Bart, Brust, Gerüst, Hinterhaken und Schrauben

Bildrecht:
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.:
Hofjagd- und Rüstkammer, R IV