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Die blaue Tunicella (Dalmatika)

Textil; liturgisches Gewand; Krönungsornat noch ohne Abbildung

Das Gewand hat die Form einer Tunicella mit schmal gearbeitetem Oberteil, langen, sich zur Kante hin verjüngenden Ärmeln und einem Rock, der sich mittels seitlich eingesetzter Zwickel zum Saum hin erweitert. Sowohl beim blauen - mit Krapp und Waid gefärbten - ungemusterten Grundstoff als auch beim roten, in sich gemusterten Besatz des Saumes und der Manschetten handelt es sich um Samit (geritzte Seide). Oben und unten wird die breite Saumborte mittels doppelter Perlschnüre begrenzt. Goldstickerei in versenkter Anlegetechnik schmückt diese Borte mit Lilien und Palmettenformen. Die technische Umsetzung der Stickerei steht jener des Krönungsmantels so nahe, dass man eine zeitgleiche Entstehung annehmen kann. Eine Besonderheit stellen die Stickereien der Manschetten dar: Perlschnüre rahmen Palmettenmotive, deren Innenflächen mit Goldröhrchen gefüllt sind, die nach dem Aufnähen flachgedrückt wurden. Diese Technik ist, so weit bekannt, einzigartig. Die untere Kante der Manschetten zieren geigenförmige, dicht nebeneinander angeordnete Applikationen mit gefasstem Zellenschmelzemail, die stilistisch und technisch den Fassungen der Emails auf dem Krönungsmantel so ähnlich sind, dass an einem Zusammenhang zwischen beiden Gewändern nicht zu zweifeln ist. Der Halsausschnitt des Gewandes ist mit einer 3 cm breiten Brettchenborte besetzt, die mittels einzeln aufgenähter Perlen konturiert wird. Es handelt sich bei dieser Borte um die gleiche, wie sie auch auf die Alba aufgenäht wurde. Erstmals eindeutig identifizierbar erscheint das Gewand als "blauer Rock" in einer Urkunde des Jahres 1350, mit der die Übergabe des Reichsschatzes an Karl IV. bestätigt wird, doch darf man wohl in der Nennung eines "Rock von Samit" im Inventar von 1246 ebenfalls bereits die Tunicella erkennen. Die Tunicella wurde bei der Krönung unter der Alba (Inv.-Nr. SK_WS_XIII_7) getragen.

Titel:
Die blaue Tunicella (Dalmatika)

Zeit:
1. Hälfte 12. Jahrhundert

Objektbezeichnung:
Textil; liturgisches Gewand; Krönungsornat

Kultur:
Sizilien

Material/Technik:
Textil; blauer Samit, roter gemusterter Samit mit Goldstickerei, Goldröhrchen, Goldappliken mit Zellenschmelzemail und Filigran, Perlen, Brettchengewebe

Maße:
L. 141,5 cm, B. 171,5 cm

Bildrecht:
Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer

Inv. Nr.:
Schatzkammer, WS XIII 6