Der sogenannte Mantelkleid-Ornat aus dem Bestand der Geistlichen Schatzkammer soll laut Tradition aus dem »goldstuckenen Mantelkleid« angefertigt worden sein, das Franz Stephan von Lothringen (1708–1765) bei seiner Hochzeit mit Erzherzogin Maria Theresia im Jahr 1736 trug. Die Verifizierung dieses Inventareintrages war Ziel einer von den Textilrestauratorinnen der Schatzkammer durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung.
Sekundärverwendung von Textilien
Eine erste Bestandsaufnahme des 12-teiligen Mantelkleid-Ornates unterscheidet zwei Stoffe, die man als »goldstucken« sehen kann. Es handelt sich jeweils um Seidenstoffe, die großflächig mit Metallfäden broschiert sind. Bei beiden Stoffen wurde letztlich eine Sekundärverwendung nachgewiesen. Das Naheliegende, nämlich auf die Schnittteile eines kompletten Mantelkleides – also ein Ensemble aus Hose, Weste und Umhang – zu stoßen, ist allerdings nicht eingetreten.
Bei jenem Stoff, aus dem die Kasel gefertigt wurde, lag der Hinweis auf die Erstverwendung im webtechnischen Aufbau. Es erfolgte rasch die Zuordnung des Gewebes zu einer Herrenweste, deren Schnitt und Verarbeitung Gegenstand einer weiteren Untersuchung sein wird.
Beim zweiten Stoff, der für das Pluviale und die beiden Dalmatiken verwendet wurde, gestaltete sich der Weg vom liturgischen Gewand zur Erstverwendung schwieriger. Die insgesamt 86 unterschiedlich dimensionierten Stoffstücke konnten nur anhand von originalgetreuen Folien und unter Einbeziehung unterschiedlicher Aspekte schlüssig aneinandergefügt werden, wodurch sich schließlich ein klarer Hinweis auf die Schnittform eines weiteren profanen Kleidungsstückes ergab. Allerdings keines, das auf Franz Stephan von Lothringen als Träger schließen lässt.