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Forschungsprojekt
Archäölogie

Zentrum oder Peripherie? Der Friedhof von Turah in der kreativen Spannung der Staatsentstehung am Ende des 4. und dem Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. in Ägypten

Der Friedhof von Turah, der sich heute im Süden von Kairo unter der Vorstadt Maadi befindet, wurde 1910 von Hermann Junker als erste offizielle Ausgrabung des Österreichischen Kaiserreiches in Ägypten freigelegt. In den ca. 600 Gräbern wurden über 1.300 Objekte gefunden, unter denen Keramikgefäße mit 1.075 Stück und Steingefäße mit knapp 100 Stück die überwiegende Masse ausmachen. 

Über das Projekt

Die restlichen Objekte setzen sich aus Schmuck, Schminkpaletten, Flinten sowie Metallgefäßen zusammen. Darüber hinaus wurden zahlreiche Särge aus getrocknetem Nilschlamm, gebranntem Ton und Holz gefunden. Es kann als Glücksfall angesehen werden, dass der überwiegende Teil der Funde in das Kunsthistorische Museum gelangte bzw. ein Teil davon auf weitere Sammlungen in Europa verteilt wurde. Die Funde stehen daher uneingeschränkt für eine umfassende Dokumentation sowie für diverse naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung.

Im Rahmen der Funddokumentation wird jedes einzelne Grab mit den jeweiligen Beigaben dargestellt – in Zeichnungen, Fotos und genauen Beschreibungen. Am Projektende werden alle Daten in einer online Datenbank (open access) verfügbar sein. Darüber hinaus werden sämtliche Forschungsergebnisse auch in einer gedruckten Version vorgelegt.
Die Objekte werden mit modernen Methoden und Techniken untersucht, die für ägyptische Objekte bislang noch nicht sehr häufig angewendet werden, wie etwa Petrographie und Neutronen-Aktivierungs-Analyse zur Herkunftsbestimmung verschiedener Keramikgefäße oder Blei-Isotopen-Analyse für Metallobjekte. Anhand dieser Analysen soll u.a. folgenden Fragen nachgegangen werden: „Waren die Gräber dieses Friedhofs nur mit lokalen Produkten gefüllt oder stammen welche aus anderen Regionen Ägyptens?“, „Unterscheiden sich diese Gräber von den zeitgenössischen oder sind die Grabbräuche über Gesamtägypten sehr ähnlich?“ oder „Was können wir über die religiösen Vorstellungen sagen? Sind Unterschiede bei den Gräbern eher auf die Religion oder mehr auf den sozialen Status zurückzuführen?“ Und schließlich: „Was war die Rolle dieses Ortes im Rahmen der Staatsentstehung?“
Gegenwärtig werden die Daten ausgewertet und die Publikation vorbereitet.

Publikationen

  • Vera Müller, Mary F. Ownby, Johannes H. Sterba und Regina Hölzl „The re-evaluation of the cemetery of Turah: new queries and first results
    in: “Egypt at its origins 7”, Proceedings of the Seventh International Conference "Origin of the state. Predynastic and Early Dynastic Egypt", Paris, 12th–16th September 2022. Hgg. von Yann Tristan, Orientalia Lovaniensia Analecta 323. Leuven & Paris & Bristol (2024) 599-623.
  • Nicola Ch. Math „A Funeral – all inclusive” - Grave Inventory within the Western Cemetery of Turah and beyond”
    in: “Egypt at its origins 7”, Proceedings of the Seventh International Conference "Origin of the state. Predynastic and Early Dynastic Egypt", Paris, 12th–16th September 2022. Hgg. von Yann Tristan, Orientalia Lovaniensia Analecta 323. Leuven & Paris & Bristol (2024) 493-540
  • Regina Hölzl, Vera Müller „Centre oder Periphery? A new Project in Vienna Re-evaluating the Late Predynastic and Early Dynastic Period Cemetery of Turah”
    In: Proceedings of the Twelfth International Congress of Egyptologists, 3rd-8th November 2019, Cairo, hgg von Ola El-Aguiuy und Burt Kasparian, IFAO Kairo (2023) 165-172
  • Nicola Ch. Math „Most fascinating: new insights on the cemetery of Tura”. 
    In: “Egypt at its origins 6”, Proceedings of the Sixth International Conference “Origin of the state. Predynastic and Early Dynastic Egypt", Vienna, 10th-15th September 2017.  Hgg von E. Christiana Köhler, Nora Kuch, Friederike Junge und Ann-Kathrin Jeske. Orientalia Lovaniensia Analecta 303. Leuven; Paris; Bristol (2021) 521-545.
  • Regina Hölzl, Vera Müller „Der Friedhof von Turah: Neubearbeitung eines Gräberfeldes des späten 4. und frühen 3. Jahrtausends v. Chr. in Ägypten“, in: SOKAR 35 (2017) 6-13.

Projektleitung
Dr. Vera Müller (ÖAI/ÖAW)

Projektmitarbeit

  • Nicola Math (ÖAI/ÖAW)
  • Karl Burkhart (ÖAI/ÖAW)
  • Julian Posch (ÖAI/ÖAW)
  • Karoline Halbwachs (ÄOS KHM)

Kooperation

  • Regina Hölzl (ÄOS, KHM)
  • Karlheinz Mörth (Austrian Centre of Digital Humanities, ÖAW)
  • Johannes Sterba (Atominstitut Wien)

Finanzierung
FWF Projekt P 31551, KHM

Projektlaufzeit
1.9.2018 – 31.8.2022

ÖAW Projektseite

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