Die sich über drei Jahre von 2011 bis 2014 erstreckende Untersuchung und Restaurierung des Sargdeckels wurde am Institut für Konservierung-Restaurierung der Akademie der bildenden Künste Wien durchgeführt. Die Arbeiten fanden im Rahmen einer Diplomarbeit sowie eines Projektes dreier Studierender statt.
In einem ersten Schritt wurde der Sargdeckel und die dazugehörigen Fragmente einer Bestandsaufnahme unterzogen. Um die Herstellungstechniken und den Zustand beurteilen zu können, wurden Pigmente, Bindemittel und Füllstoffe naturwissenschaftlich untersucht. Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen konnte eine Konservierungsstrategie sowie das Arbeitskonzept für die konkreten Maßnahmen entwickelt werden.
Dabei galt es, mehrere Problemkreise zu bewältigen: Zum einen musste versucht werden, den ursprünglichen Ort der abgefallenen Fragmente zu lokalisieren und sie wieder einzupassen, unter Berücksichtigung der verschiedenen Ebenen der aus Nilschlamm bestehenden Ausgleichsschicht. Letztere musste vorher stabilisiert oder auch hinterfüllt werden und Fehlstellen in kritischen Bereichen sowie Fugen verkittet werden. An einigen Stellen wurde die durch den Befall von Nagekäfern (Anobien) stark geschwächte Holzsubstanz wieder stabilisiert.

Um am Korpus des Sargdeckels überhaupt Arbeiten vornehmen zu können, wurde eine flexible Stützkonstruktion entwickelt und angefertigt, welche den Zugang und die Bearbeitung von allen Seiten ermöglichte. Nach einer Reinigung der Oberfläche wurde der aus einzelnen Brettern zusammengefügte Sargdeckel in seinen ursprünglichen Zustand gebracht. Die Verbindung der einzelnen Bretter hatte sich schon früher vielfach gelöst und war falsch verleimt und verdübelt worden.
Die Entfernung der Kunstharzverleimung der alten Restaurierung sowie die Rückführung und neuerliche Stabilisierung unter Einbeziehen der antiken Dübel stellte eine besondere Herausforderung dar, da die Bretter teilweise um mehrere Zentimeter versetzt fixiert worden waren. Es kamen speziell angefertigte Carbonfaserdübel zum Einsatz, die im Gegensatz zur vorherigen Stabilisierungslösung ohne Beschädigung der Originalsubstanz ihre Funktion erfüllen, gleichzeitig bei Bedarf wieder entfernt werden könnten, ohne Spuren zu hinterlassen.
Nach erfolgter Rückführung des Sargdeckels in seine ursprüngliche Form passte auch das abgetrennte Fußteil wieder.
Der fertig restaurierte Sargdeckel wurde vom 12.5. bis 26.10.2015 in Saal IX der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung im Rahmen einer kleinen Sonderausstellung präsentiert. Diese lieferte spannende Einblicke in den Restaurierungsprozess und in die Arbeit der Restaurator*innen.


Publikationen
- S. Haag – R. Hölzl (Hrsg.) Ein ägyptisches Puzzle. Die Restaurierung des Sargdeckels der But-har-chonsu. Katalog Kunsthistorisches Museum 2015
Weiterführende Informationen

Projektleitung
- Wolfgang Baatz (Leiter des Instituts für Konservierung-Restaurierung, Akademie der Bildenden Künste)
- Regina Hölzl (Direktorin der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung, KHM)
Projektmitarbeit
- Irene Engelhardt (Restauratorin der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung, KHM)
- Sylvia Karner (Studentin Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der Bildenden Künste)
- Ana Maly (Studentin Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der Bildenden Künste)
- Julia Mitterbauer (Studentin Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der Bildenden Künste)
- Marco Rican (Student Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der Bildenden Künste)
- Anke Schäning (Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der Bildenden Künste)
- Nanke C. Schellmann (Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der Bildenden Künste)
Projektlaufzeit
2011 – 2015