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#Ich bin Maria
#Kunstgeschichten

Über den Tod hinaus

31. Juli 2017
Das Bild zeigt den hingerichteten Jesus, der von zwei Unterstützern gehalten wird. Ein junger Mann in rotem Gewand und eine Frau in grünem Gewand zeigen Trauer und Mitgefühl. Jesus zeigt einen leidenden Gesichtsausdruck, während er sanft umarmt wird.
Peter Paul Rubens, "Große Beweinung", um 1614/15, KHM, Inv.-Nr. GG 529

Aus der erkalteten Schläfe meines Sohnes ziehe ich einen letzten Dorn. Das kräftige Rot geronnenen Blutes mischt sich mit dem blasser werdenden Hautton meines verstorbenen Kindes. Seine schönen Augen werde ich noch schließen, die blauen Todesflecken vermehren sich, ein wenig Blut ist aus seiner Nase geflossen.

Er ist am Kreuz gestorben.

Ein sauberes, weißes Tuch haben wir schützend um seinen Körper gelegt, das Grab liegt leer vor uns.

Ein Ausschnitt zeigt zwei Hände, die einander sanft berühren. Eine Hand hat eine kleine Verletzung oder einen Kratzer. Die Farben sind warm und verleihen der Szene eine emotionale Tiefe. Die Atmosphäre wirkt intim und ausdrucksvoll.

Meine Tränen rinnen auf seine Schulter.
Johannes, der Lieblingsjünger meines Sohnes, hält sanft den rechten Arm des Toten, er agiert ruhig und gefasst, seine Hände und Wangen sind gut durchblutet, ich dagegen habe die Blässe meines Sohnes angenommen.
Wir hätten uns in diesem traurigsten Moment meines irdischen Lebens in das Dunkel der Grabkammer zurückziehen können – doch ich möchte, dass ihr uns genau betrachten und die beharrlich ertragene Leidensgeschichte in all ihren Facetten nachspüren könnt.

Eine detailreiche Darstellung eines menschlichen Oberkörpers, der mit einem weißen Tuch bedeckt ist. Die Haut ist weich und fein ausgearbeitet, während eine Hand im Bild sichtbar ist, die sanft um das Tuch greift. Die Komposition vermittelt eine intime und verletzliche Atmosphäre.

Johannes bewegt das Wundmal des Gefolterten scheinbar etwas in eure Richtung - damit ihr es nicht überseht. Nichts soll den Blick verstellen. Ich habe den Verdacht, das geschieht nicht ganz zufällig... Künstlerkönnen.

Aber nun erinnert euch an das siebte der sieben letzten Worte meines Sohnes.

„Es ist vollbracht.“

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