Ausgleich und Harmonie

Madonna im Grünen, 1505 oder 1506 datiert, Inv. Nr. GG 175
Neuerdings und hier in Florenz verzichte ich auf meinen Thron. Demutsvoll habe ich auf dem Boden der Natur - wenn auch etwas erhöht - Platz genommen.
Jesus hat erst vor kurzem die ersten Schritte auf weichem Gras gemacht, er tastet sich elegant vor, ich halte ihn noch ein wenig.
Wie weich und warm er sich anfühlt.
Seine zarte Haarpracht entwickelt sich gut, seine Haut schimmert elfenbeinfarben, seine leicht geröteten Wangen passen gut ins Bild.
Ich selbst verberge gekonnt, worauf ich sitze, denn hier geht es um Harmonie und Schönheit, weniger um irdisch verhafteten Realismus.


Madonna im Grünen, 1505 oder 1506 datiert, Inv. Nr. GG 175

Ihr seht uns in einer weich gezeichneten Landschaft mit kurzem, vielleicht etwas von Moos durchzogenem Gras, Büschen, einer Mohnpflanze, Erdbeeren, mit Bäumen, einem See mit Uferbebauung, Hügeln und Bergen. Beschienen von unsichtbarer Sonne durch einen blassblauen, von Schönwetterwolken bevölkerten Himmel.
Jesus und Johannes teilen ein Spielzeug: es ist das Kreuz, an dem mein Sohn sterben wird.
Dabei ist es auf mich gerichtet.
Ich versuche den Gedanken an das Schicksal zu verdrängen. Unsere innige Dreiecksbeziehung wird alle Zeiten überdauern.
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