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Gewehr: Steinschlossflinte zur Vogeljagd

datiert 1722, Besitzer/in: Kaiser Karl VI. Sohn des Leopold I. von Habsburg Österreich

 

 

Steinschlossflinte zur Vogeljagd

Der Dekor dieser reich verzierten Steinschlossflinte verweist auf Kaiser Karl VI. als einstigen Besitzer. Karl war 1713 mit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges und dem endgültigen Verlust Spaniens für die Habsburger König von Neapel geworden.

Am Kolbenschuh ist die Siegesgöttin Victoria vor einer Silhouette des Hafens von Neapel zu sehen. Links neben ihr weist die in den Wolken sitzende Fama (Personifikation des Ruhms) nach oben auf das von fliegenden Putten getragene Porträtmedaillon des Kaisers. In der goldenen Rahmung dieser Szene finden sich der österreichische Bindenschild und eine weitere Ansicht Neapels. Hier ist die Stadt mit dem rauchenden Vesuv dargestellt, vor der Stadt ist links Neptun, rechts eine musizierende Nereide (Meeresnymphe) zu sehen.

Lauf und Schloss der vorliegenden Flinte sind ein Werk des in Madrid tätigen Büchsenmachers Diego Ventura. Der Lauf ist glatt und ohne Verzierung, jedoch gemarkt (»DIEO/VEN/TVRA«) bekrönt, das Schloss zeigt fein geschnittene Ranken und Maskarons sowie ebenso die Marken Venturas. Am unteren Rand der Schlossplatte finden sich zusätzlich eine Orts- und Jahresangabe: »EN MADRID AN 1722«.

Der Schaft der Flinte ist das Werk eines anonymen, wohl österreichischen (Wiener?) Büchsenschäfters. Er ist mit Schildpatt belegt und reich mit teils gravierten Goldeinlagen und Achatkameen verziert. In der Mitte des Kolbens wurde je eine große Kamee eingesetzt, beide nach Vorbildern des Mailänder Steinschneiders Alessandro Masnago: Jupiter und Io (nach der Kamee in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien, Inv.-Nr. XII 15) sowie Tritone und Nereiden (ebd., Inv.-Nr. XII 2).

Die Flinte wird im Schatzkammer-Inventar von 1750 erwähnt (Elfter Kasten, Nr. 10): »Ein schöne und kostbahre flinten, das schlosz und lauf Spänisch, der schaft aber von schildkrott und künstlich mit gold eingelegt und gefast, anbei mit neün schönen cameen besetzet.« Erhalten ist auch der dazugehörende Büchsensack aus grünem Samt mit Goldborten (Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. A 1758 a).

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Galerie C

Objektdaten

Objektbezeichnung

Gewehr

Kultur

Madrid

Datierung

datiert 1722

Material/Technik

Lauf: Eisen, geschmiedet, teils mit Gold tauschiert. Korn: Silber, vergoldet. Schlossplatte, Hahn, Batterie: Eisen, teils gegossen, teils geschnitten, teils vergoldet. Abzugbügel, Kolbenblech, Appliken, Fassungen, Ladestockröhrchen: Messing, feuervergoldet, teils graviert, teils punziert. Schaft: Holz. Schilpattbelag, Einlegearbeiten. Schlossgegenplatte, Einlegearbeiten: Goldblech, graviert, Goldstifte. Kameen: Achat (?) . Ladestock: Holz. Messing, feuervergoldet, teils graviert. Futterale: Samt. Schnur: Seide. Goldlahn. Borte, Quaste: Goldlahn.

Maße

L 144 cm
Gewicht: 3,60 kg

Beschriftung

auf Schlossplatte "EN MADRID AN:1722"

Stempel / Zeichen

oben auf Lauf und auf Schlossplatte: Krone darunter "DIEO/VEN/TVRA"
oben auf Lauf: Kuh/Ochse/Stier

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 1758

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