1600-1610
Im Laufe des 16. Jahrhunderts, in dem sich die Schule des Stichfechtens voll entfaltete, entwickelte sich der Degen von einer Militärwaffe zur beliebtesten Seitenwehr des Zivilisten. Infolge der oftmaligen Duelle wurde er zu einem unverzichtbaren Bestandteil der männlichen Kleidung. Der Degen wird, entsprechend künstlerisch geschmückt, zum Inbegriff der hoffähigen Waffe. Bei seiner Ausgestaltung gewinnt in einer Zeit der Freude am Spiel und des allgegenwärtigen Hangs zur Selbstdarstellung das dekorative Element eine so große Bedeutung, dass es alle anderen Gesichtspunkte überragt. Es ist daher ganz selbstverständlich, dass in einer solchen Atmosphäre die künstlerische Ausgestaltung von Degengriffen immer wichtiger wird. Als Vorlage diente dabei eine große Zahl an Musterblättern. Gegen 1600 entstand in Norditalien eine Mode, die Griffe von Blankwaffen mit Köpfen von Afrikanern zu verzieren. Die Erkundung und Kolonialisierung der Renaissance in Afrika und in der Neuen Welt weckten ein gesteigertes Interesse an exotischen Dingen, als dessen Ausdruck dieser Degen gesehen werden kann. Derartig aufwändig gestaltete Waffen waren jedoch nicht zum Fechten gedacht, sondern Kunstkammerobjekte ohne praktische Verwendung.
Degen
Oberitalienisch, Mailand (?)
1600-1610
Klinge: Eisen geschmiedet. Gefäß: Eisen geschmiedet, teils geschnitten, teils punziert, teils feuervergoldet. Köpfe: Eisen gegossen, brüniert, teils geschnitten, teils punziert, teils feuervergoldet. Ohrringe: Silber, feuervergoldet. Dekoreinlagen: Gold, teils durchbrochen gearbeitet, teils ziseliert, teils graviert, teils emailliert. Silber, teils gegossen.
L 118,4 cm x B 19,5 cm x T 13,5 cm
Gewicht: 1,25 kg
Klinge: Am Verstärkungsstück beidseitig sehr undeutliches Zeichen
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Hofjagd- und Rüstkammer, A 1029
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