1891, Künstler/in: Gustav Klimt
Vor dekorativem Hintergrund – hier verwendete Klimt charakteristische Architekturmotive, Hieroglyphen, Götterbilder (Horus und Thot) und den Geier der Göttin Nechbet – steht eine unbekleidete weibliche Gestalt. Klimt wich auffällig von der ägyptischen Bildtradition ab, die bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich Kinder oder Gefangene ohne Kleidung zeigt. In ihrer rechten Hand hält die junge Frau das Anch, jenes auch als Hieroglyphe verwendete Lebenssymbol der Ägypter. In der Fläche zwischen den sich rechts anschließenden Säulen – dem sogenannten Interkolumnium – arrangierte Klimt verschiedene ägyptische Objekte.
Der Geier mit den gespreizten Flügeln erinnert mit den breiten Stegen zwischen den Farbfeldern an ägyptischen Schmuck. Klimt hatte offenbar diverse Abbildungen aus einem 1877 erschienenen Buch vor sich: Sie zeigen einen Anhänger in Gestalt eines Raubvogels mit gespreizten Flügeln aus dem Serapeum in Sakkara. Im Atlas de l‘histoire de l'art égyptien von Émile Prisse d’Avennes fand Klimt weitere Vorlagen. Der Anhänger zwischen den Brüsten des Frauenaktes ist ein Pektoral, das beidseitig von aufgerichteten Kobraschlangen, sogenannten Uräen flankiert ist, die wiederum Sonnenscheiben auf dem Kopf tragen.
Klimt nutzte noch eine zweite gedruckte Quelle: das Album du musée de Boulaq, eine Publikation des damaligen Ägyptischen Museums in Kairo. Darin fand er die Fotografie eines Stilllebens, das aus verschiedenen, dem Bestattungskult zugehörigen Werken arrangiert worden war. Er übernahm für das Interkolumnium einzelne Objekte, aber auch das grundsätzliche Arrangement. Anthropoide Holzsarkophage im Hintergrund, davor kastenförmige Särge bzw. Kästchen für die Aufbewahrung von Uschebtis. Letztendlich gelang ihm ein repräsentativer Überblick über die Epochen der altägyptischen Kunst. Altes Reich, Mittleres Reich und Neues Reich sind vertreten.
Ausstattung
1891
Gustav Klimt (1862 Baumgarten bei Wien - 1918 Wien) - GND
KHM Gebäudeausstattung
AU D
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