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Francis Bacon und die Bildtradition

Das Kunsthistorische Museum veranstaltet die erste große Einzelausstellung in Österreich, die dem 1909 in Dublin geborenen und bis zu seinem Tod 1992 in London lebenden Künstler Francis Bacon gewidmet ist. Die Ausstellung ist keine Retrospektive, sondern stellt das Werk Bacons erstmalig in der Bacon-Forschung in ein Netzwerk von Beziehungen zu den alten Meistern bis hin zu Künstlern des 20. Jahrhunderts.

Die Idee zu dieser Ausstellung hatte Prof. Dr. Wilfried Seipel, Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, das inhaltliche Konzept im Zusammenhang mit der Bildtradition und dem Werk Francis Bacons sowie die wissenschaftliche Umsetzung stammen von der freischaffenden Kuratorin Mag. Barbara Steffen, die in Los Angeles und New York gelebt hat und viele Jahre für das Guggenheim Museum tätig war. Sie hat diese Ausstellung für das Kunsthistorische Museum und die Fondation Beyeler bei Basel als Gastkuratorin zusammengestellt.

Die Ausstellung umfasst rund 40 Werke von Francis Bacon und ebensoviele Werke anderer Künstler, unter ihnen Velázquez, Rembrandt, Tizian, Ingres, Degas, Schiele, Giacometti und Picasso sowie Filme von Eisenstein und Buñuel. Weiters werden erstmalig Fotovorlagen und Skizzen des Künstlers ausgestellt, die er in seinem Atelier aufbewahrte und als Inspirationsquellen für seine Ölbilder dienten. Dieses Material ist seit 1998 im Besitz der Hugh Lane Municipal Gallery of Modern Art in Dublin, wo Bacons Atelier nach seinem Tod wieder aufgebaut wurde. Aus dem Fundus der Studiovorlagen - Abbildungen aus Kunstbüchern und Magazinen, Photographien und frühen Zeichnungen - hat die Kuratorin 71 Exemplare ausgesucht, die den Zusammenhang zwischen Bacon und seinen Vorbildern veranschaulichen.

Die Ausstellung ist in folgende Themenkreise gegliedert: die Tradition des Papstportraits, Bacons Papstbilder, das Motiv "der Schrei" bei Bacon, das Motiv des Käfigs, Bacon und der Surrealismus, Bacon und Van Gogh, der Bildtypus des Triptychons, Portrait und Selbstportrait, die Repräsentation des Körpers im Zusammenhang mit Ingres und Velázquez, das Spiegelmotiv in Bacons Werk und andere.

Unter den Hauptwerken der Ausstellung befindet sich zum Beispiel das Triptychon Three Studies for a Crucifixion von 1962 aus dem New Yorker Guggenheim Museum, das schon seit vielen Jahren nicht mehr außerhalb der USA gezeigt wurde. Weiters werden Werke aus amerikanischen Privatsammlungen präsentiert, die teilweise zum ersten Mal in Europa zu sehen sind. Neben sechs Versionen des schreienden Papstes sind unter anderem Variationen über ein zerstörtes Selbstportrait von Van Gogh zu sehen.

Unter den Werken der anderen Künstler befindet sich Tizians Portrait von Kardinal Filippo Archinto (um 1560) aus dem Philadelphia Museum of Art, sowie das Portrait von Papst Paul III. (1546), ebenfalls von Tizian, aus der Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien. Gezeigt wird außerdem Jean Auguste Dominique Ingres’ Oedipus und die Sphinx (1826-27) aus der National Gallery in London, ein direktes Vorbild für Bacons Version dieses Themas. Von Edgar Degas wird ein Pastell zu sehen sein, das veranschaulicht, warum Bacon besonders von der Malweise dieses Künstlers beeindruckt war. Zum ersten Mal in der Bacon-Forschung werden Picassos Zeichnungen von Badenden aus den späten zwanziger Jahren Bacons surrealistischen Zeichnungen aus den frühen dreißiger Jahren, dem Beginn seiner künstlerischen Arbeit, gegenübergestellt. Picassos Frau in einem Sessel (1939) aus der Berliner Sammlung Berggruen ist ein weiteres prominentes Werk in der Schau. In der Ausstellung werden auch die Filme Panzerkreuzer Potemkin von Sergej Eisenstein und Luis Buñuels/Salvador Dalis Andalusischer Hund gezeigt, aus denen Francis Bacon in seinen Bildern einzelne Szenen und Standfotos verarbeitet hat.

Begleitend zur Ausstellung werden Vorträge von internationalen Bacon-Experten stattfinden. Außerdem erscheint ein Katalog zur Ausstellung, der von Wilfried Seipel und Barbara Steffen gemeinsam herausgegeben wird.

Die Ausstellung wird von der Fondation Beyeler in Riehen/Basel übernommen und in der Zeit von 7. Februar bis 20. Juni 2004 gezeigt.

Information

15. Oktober 2003
bis 18. Januar 2004

 

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