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Vitrine EXTRA #7

Zart geritzt, flott gepinselt, gut versteckt Inschriften auf griechischen Vasen

Vorschau: 5. September 2025 - 1. März 2026

Die Sonderpräsentation Vitrine EXTRA, die in regelmäßigen Abständen in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums unterschiedliche antike Objekte vorübergehend in der Dauerausstellung präsentiert, rückt in ihrer siebten Ausgabe antike Inschriften in den Fokus. Anhand verschiedener griechischer Vasen begeben wir uns auf die Spur eingeritzter oder aufgemalter Buchstaben und Zeichen!

Über die Ausstellung

Denkt man an antike griechische Inschriften, hat man vielleicht das Bild von großen, in Stein gemeißelten Texten vor Augen. Sie präsentieren sich uns aber auch ganz anders: Fein (oder auch etwas kräftiger) in die Oberfläche eingeritzt oder mit dem Pinsel schwungvoll aufgetragen, finden wir sie auf griechischen Vasen. Manche heben sich klar vom Hintergrund ab, andere sind nur schwach erkennbar, undeutlich geschrieben oder stehen an versteckter Stelle.

Man unterscheidet gemalte und eingeritzte Inschriften. Ritzinschriften sind fast immer nach dem Brand und damit erst eine gewisse Zeit nach der Herstellung der Gefäße angebracht worden; mit den Darstellungen auf ihnen haben sie üblicherweise nichts zu tun. Neben Besitzerinschriften oder Geschenkwidmungen zählen hierzu auch unterschiedlichste Markierungen oder Notizen. Sogar Bestellungen wurden hier notiert!

Im Gegensatz dazu sind gemalte Inschriften immer gleichzeitig mit dem Vasenbild entstanden und damit Teil des Gesamtkonzeptes. Hier haben sich vor allem in den Produktionszentren in und um Athen (attische Vasenmalerei) spezielle Gattungen entwickelt. Sie reichen von Beischriften, die die Darstellungen erklären, Signaturen mit den Namen des Werkstattbesitzers, Töpfers oder Vasenmalers (Frauen sind hier so gut wie nicht belegt) bis zu Inschriften, die Gesprochenes wiedergeben – nicht anders als es heute etwa Sprechblasen in einem Comic tun.

Adresse

Antikensammlung, Hochparterre
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Google Maps

Öffnungszeiten

Täglich, 10 – 18 Uhr
Do bis 21 Uhr

weitere Besuchsinfos

Besucher*innen verbringen im Schnitt ca. 1,5 Stunden in der Antikensammlung.

Bandhenkelamphora, um 530 v. Chr., griechisch. Kunsthistorisches Museum in Wien
Bandhenkelamphora, um 530 v. Chr., griechisch. Kunsthistorisches Museum, Wien, Antikensammlung Inv.-Nr. IV 3605. © KHM-Museumsverband
Detailansicht von Inv.-Nr. IV 3605: Unterhalb eines der beiden Henkel, ist die Signatur des Töpfers Nikosthenes zu lesen („Nikosthenes epoíesen“ – „Nikosthenes hat [es] gemacht“)
Detailansicht von Inv.-Nr. IV 3605 © KHM-Museumsverband

Unterhalb eines der beiden Henkel, ist die Signatur des Töpfers Nikosthenes zu lesen:

„Nikosthenes epoíesen“ – „Nikosthenes hat [es] gemacht“

Nikosthenes war Besitzer der produktivsten Töpferwerkstatt Athens in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. 

Von dieser Vielzahl wollen wir im Rahmen der Vitrine EXTRA #7 Beispiele zeigen und gleichzeitig auch die vielen Fragen, die damit in Zusammenhang stehen, nicht vorenthalten. In zwei Sondervitrinen laden wir Sie zu einem – vielleicht ungewöhnlichen – Blick auf Gefäßunterseiten ein, wozu wir die Vasen für Sie (nahezu) auf den Kopf gestellt haben: So können Sie einerseits geritzte Markierungen und Notizen antiker Händler sehen, andererseits auch Marken, die der Töpfer bei der Herstellung anbrachte.

Weitere Themen werden an insgesamt sieben zusätzlichen Stationen im selben Saal angesprochen. Hier widmen wir uns der Entwicklung des griechischen Alphabets und verweisen auf Namensbeischriften, Signaturen oder die sogenannten Kalos-Inschriften (von griechisch kalós = schön), die sich auf griechischen Vasen der Dauerausstellung befinden. Gerade letztere werfen mehr Fragen auf, als sie Antworten geben können: Sie loben die Schönheit athenischer Jünglinge und manchmal auch junger Frauen – doch was wollte man damit bezwecken? Rätselhaft sind auch die zahlreichen Aufschriften, die sprachlich gar keinen Sinn ergeben („Nonsense-Inschriften“). Wie sind sie zu erklären – war der Vasenmaler Analphabet oder verwendete er vielleicht Vorlagen und ergänzte diese nach seiner eigenen Fantasie? Oder hatten die Zeichen gar nur dekorative Funktion? Nicht zuletzt können Sie auf den Vasenböden auch moderne Beschriftungen sehen: In roter Farbe (oder auf rosa Etikett) ist die jeweilige Inventarnummer aufgeschrieben, oft neben Nummern früherer Besitzer der Gefäße.

Um die Ausstellung in vollen Zügen genießen zu können, ist es nicht notwendig, Altgriechisch zu verstehen – die griechischen Texte sind in Umschrift wiedergegeben und übersetzt. Alle Interessierte sind also herzlichst eingeladen, mit uns in die Vitrine EXTRA #7 und die vielleicht auf den ersten Blick unscheinbare, dafür aber umso spannendere Welt der Inschriften auf griechischen Vasen einzutauchen! 

Detailansicht von Inv.-Nr. IV 3607
© KHM-Museumsverband

Die Beischriften neben den Figuren

(Ajax trägt den Leichnam des Achill) ergeben sprachlich keinen Sinn: „[Ach]i-le-os“ – „o“ – „s-iy-s-o-syty“; der Name des griechischen Helden Achill lässt sich allerdings erahnen („near-sense“-Inschrift).