um 1695, Künstler/in: Michele Lorenzoni , (Büchsenmacher)
Michele Lorenzoni war einer der begabtesten Büchsenmacher seiner Zeit und erlangte durch die Erfindung eines raffinierten Repetiersystems Berühmtheit. Er war bereits vor 1683 in Florenz tätig und verstarb 1733 ebendort. Er belieferte den Hof der Medici, aber auch andere hochrangige Auftraggeber wie den Kaiser.
Das von Lorenzoni entwickelte, vielfach nachgeahmte System erlaubte es, die Waffe relativ schnell mehrfach nachzuladen. Hinter dem Lauf ist eine Quertrommel eingefügt, in der sich übereinander eine seichte Aushöhlung für die Kugel und eine zweite, tiefere für das Pulver finden. Hielt der Schütze die Waffe mit dem Lauf nach unten und drehte die auf der Schlossgegenseite angebrachte Kurbel, so rollte eine Kugel aus dem Magazin in die Höhlung der Trommel. Aus einem weiteren Magazin rieselte die benötigte Menge an Pulver in die zweite Kammer.
Mit einer weiteren Drehung der Kurbel schob sich die Kugel in den Lauf und die mit Pulver gefüllte Kammer befand sich nun hinter der Kugel. Durch einen Zündkanal gelangte Pulver auch auf die Zündpfanne. Ein mit der Trommel verbundener Hebelmechanismus spannte zugleich den Hahn und verschloss den Batteriedeckel, wodurch die Waffe schussbereit war. Dieses Magazinsystem ermöglichte es, das Gewehr mit jeweils einer einfachen Hin- und Herbewegung der Kurbel über zwanzig Mal hintereinander abzufeuern.
Ein Problem bestand jedoch in der mangelnden Qualität des Pulvers, das zu Verschmutzungen und damit zur Verklemmung des Mechanismus führte. Auch die Dichtung zwischen Lauf und Trommel nützte sich nach und nach ab und konnte dann beim Laden zur Explosion des Pulvermagazins führen.
Auf der Quertrommel des Flintenschlosses findet sich die Signatur »Michael Lorenzonus. Flo[renz]«. Der Schaft besitzt eine aufklappbare Kolbenkappe, unter der zwei Röhrenmagazine eingelassen sind, das obere für die Kugeln, das untere für das Pulver.
Gewehr
Florenz
um 1695
Michele Lorenzoni , (Büchsenmacher) (vor 1683, gestorben 1733, tätig in Florenz)
Blankes Eisen, etwas graviert, Metall, Nußbaumflader, durchbrochenes Eisen
L 127 cm
Auf der Verschlusswelle: "Michael Lorenzonus. Flo."
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Hofjagd- und Rüstkammer, D 371
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