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Harnisch, Ringpanzer: All'antica-Mannsharnisch der "Romanischen Rüstung"

um 1547-1550, Besitzer/in: Erzherzog Ferdinand II. Sohn des Ferdinand I. von Habsburg Österreich, Landesherr von Tirol

 

 

All'antica-Mannsharnisch der "Romanischen Rüstung"

Die Romanische Rüstung Erzherzog Ferdinands II. von Tirol ist die einzige vollständig erhaltene all’antica-Garnitur für Mann und Pferd und ein außergewöhnliches Werk der italienischen Plattnerkunst Mitte des 16. Jahrhunderts. Kein vergleichbarer all’antica-Harnisch aus Ringpanzergeflecht hat sich erhalten, ebenso kein komplett aus Ringpanzergeflecht gefertigter Rossharnisch. In den Inventaren von Schloss Ambras bei Innsbruck wird die Garnitur ab 1583 als »Romanische Panzerrüstung« erwähnt.

Die Garnitur für Erzherzog Ferdinand entstand um 1547/50 in Mailand, womöglich im Umfeld von Giovan Paolo Negroli. Ferdinand, der spätere Landesfürst von Tirol, war zu jener Zeit etwa zwanzig Jahre alt und fungierte als Statthalter in Böhmen. Er dürfte die Garnitur bei einer offiziellen Feierlichkeit in Böhmen verwendet haben, womöglich bei der Übernahme der Statthalterschaft im Jahr 1547.


Die Satteldecke zeigt den österreichischen Bindenschild. Hemd und Pferdedecke bestehen fast ausschließlich aus Ringpanzergeflecht. Die Ringe des Geflechts sind ungewöhnlich klein (Durchmesser: 3 mm). Auch die Verwendung unterschiedlicher Materialien (Eisen und Messing), um ein Muster in das Geflecht einzuarbeiten, sind für Europa ausgesprochen selten. Dies könnte möglicherweise auf östliche Einflüsse hinweisen, wie sie für den Prager Hof während Erzherzog Ferdinands Regierungszeit mehrfach belegt sind.

Die Schultern des Harnischs sind mit maskenartig geformten Verstärkungsstücken ausgestattet. Die Schuhkappen der ebenfalls aus Ringpanzergeflecht gefertigten Schuhe imitieren menschliche Zehen. Die Sturmhaube zeigt in der Stirn eine riesige monströse Fratze. Den Kamm des Helmes bildet der Körper eines geschuppten Ungeheuers, dessen (ehemals eingesetzter) Kopf verloren ist. Im Nacken der Sturmhaube findet sich eine Federhülse, entlang des Kammes sind Löcher für die Montage weiterer Federn zu erkennen.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal IV

Objektdaten

Objektbezeichnung

Harnisch, Ringpanzer

Kultur

Mailand

Datierung

um 1547-1550

Künstler/in

Im Stil von Giovan Paolo Negroli (Plattner) (ca. 1513-1569, tätig in Mailand) - GND

Material/Technik

Sturmhaube, Schulter- und Unterschenkeldekorelemente : Eisen, geschmiedet, getrieben, teils geschwärzt, teils gebläut, teils feuervergoldet, teils modern vergoldet, teils feuerversilbert, teils bemalt. Ringpanzerhemd: Eisen- und Messingdraht. Leder. Textil (modern). Schuhe: Ringpanzergeflecht: Eisen- und Messingdraht. Zehenkappen: Eisen, geschmiedet, getrieben, feuervergoldet. Sporen: Eisen, geschmiedet, teils geätzt, teils feuervergoldet. Textil: Samt (nur noch Reste vorhanden). Leder.

Maße

H (inkl. Eisenplatte) 184 cm x B 77cm x T 60 cm
Maße Eisenplatte: H 4 cm x 60 cm x 60 cm

Maße Sturmhaube: H 30 cm x B 21 cm x T 40 cm


Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 783

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