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Harnisch, Ringpanzer: All'antica-Mannsharnisch der "Romanischen Rüstung"

um 1547-1550, Besitzer: Erzherzog Ferdinand II. Sohn des Ferdinand I. von Habsburg Österreich, Landesherr von Tirol

 

 

All'antica-Mannsharnisch der "Romanischen Rüstung"

In Mailand wurde für Erzherzog Ferdinand II. von Österreich, den späteren Landesherrn von Tirol, die so genannte Romanische Rüstung für Mann und Ross geschaffen. Sie besteht zum überwiegenden Teil aus einem Kettengeflecht, das aus zwei Arten von Ringen - matten, grauen aus Eisen und gelblich blitzenden aus Messing - gebildet wird. Diese Kettenringe sind zu einem Muster zusammengeflochten und bilden die heraldischen Symbole des Erzherzogtums Österreich. Bereichert wird dieser Ringelpanzer mit aus Stahl getriebenen Verstärkungsstücken in Form von phantastischen Gebilden. Die Schulterstücke und die offene Sturmhaube erscheinen in der Form phantasievoller Gesichter, die Kniebuckel sind als Löwenköpfe ausgebildet. Als ein Element im großen Spiel der Selbstdarstellung der höfischen Gesellschaft ist die antikisierende Rüstung vor allem ein Objekt der Phantasie und der imaginierten idealen Welt der Antike. Sie kann sich daher als Gebilde, das dieser reichen Vorstellungswelt entschlüpft, weit von den antiken Vorbildern entfernen. Bei der Romanischen Rüstung überrascht der Plattner den Betrachter mit einem realistischen Detail, indem er die vergoldeten Kappen der Panzerstiefletten als nackte Zehen ausbildet. Durch die Gegenüberstellung äußerster Bizarrerie mit einem realistischen Element entsteht ein typisch manieristisches Moment der Spannung. Wie der Helm ist auch die Rossstirn, die zur Romanischen Rüstung gehört, ein Objekt der Phantasie. Der Waffenschmied bildet sie als Kopf eines Fabelwesens. Auch hier greift er das Spiel mit naturalistischen Elementen auf: Dieser phantastische Kopf frisst ein Blatt, aber es handelt sich nicht um ein gewöhnliches Blatt. Der Rosskopf der antikisierenden Rüstung verschlingt vielmehr ein Akanthusblatt, das symbolisch für die Antike steht und so den Kreis von der Realität zum Spiel mit der Antike erneut schließt.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal IV

Objektdaten

Objektbezeichnung

Harnisch, Ringpanzer

Kultur

Mailand

Datierung

um 1547-1550

Künstler/in

Im Stil von Giovan Paolo Negroli (Plattner) (ca. 1513-1569, tätig in Mailand) - GND

Material/Technik

Sturmhaube, Schulter- und Unterschenkeldekorelemente : Eisen, geschmiedet, getrieben, teils geschwärzt, teils gebläut, teils feuervergoldet, teils modern vergoldet, teils feuerversilbert, teils bemalt. Ringpanzerhemd: Eisen- und Messingdraht. Leder. Textil (modern). Schuhe: Ringpanzergeflecht: Eisen- und Messingdraht. Zehenkappen: Eisen, geschmiedet, getrieben, feuervergoldet. Sporen: Eisen, geschmiedet, teils geätzt, teils feuervergoldet. Textil: Samt (nur noch Reste vorhanden). Leder.

Maße

H (inkl. Eisenplatte) 184 cm x B 77cm x T 60 cm
Maße Eisenplatte: H 4 cm x 60 cm x 60 cm

Maße Sturmhaube: H 30 cm x B 21 cm x T 40 cm


Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 783

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