Schild: Medusenschild

ca. 1550-1555, Besitzer: Erzherzog Ferdinand II. Sohn des Ferdinand I. von Habsburg Österreich, Landesherr von Tirol

 

 

Medusenschild

Der Medusenschild ist einer der am besten erhaltenen und
ikonografisch komplexesten Prunkschilde der italienischen Renaissance. Im
Zentrum des Schildes ist das Haupt der Medusa zu sehen. Umgeben ist es von
einem Ring mit tauschierten Blattranken. Im zweiten Ring finden sich
zeitgenössische und antike Trophäen sowie David, Samson, Herkules und Judith.
Im unteren rechten Teil dieses Ringes zeigt ein Buch eine Inschrift, die zwar
nur teilweise zu identifizieren ist, jedoch einen Verweis auf Kaiser Karl V.
enthält (»CA/RO/LO/V«).

Im äußeren Ring des Schildes finden sich Medaillons mit
Porträtbüsten von Julius Caesar, Augustus, Claudius und Scipio Aemillianus
sowie figürliche Szenen nach antiken und antikisierenden Vorlagen. So kopiert
der untere linke Teil die Verzierung eines antiken Sarkophages (Paris, Louvre),
der in der Renaissance im Kreuzgang von San Francesco a Ripa in Trastevere in Rom
aufgestellt war. Im oberen rechten Quadranten finden sich Motive, die auf ein
Relief in Pisa (Camposanto) verweisen dürften. Der untere rechte Quadrant
greift Motive aus Andrea Mantegnas Stich Die Schlacht der Seegötter aus den
1470er Jahren auf.

Der Medusenschild und die Löwensturmhaube (Inv.-Nr. A 693d)
galten traditionell als zueinander gehörende Teile eines all’antica-Ensembles,
da sie 1596 im Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. gemeinsam beschrieben
werden. Stilistisch zeigen diese beiden Stücke jedoch deutliche Unterschiede,
dies trotz ihrer gleichwertigen herausragenden Qualität und ihrer etwa zeitgleichen
Entstehung in Mailand.

Auch die traditionelle Zuschreibung an Kaiser Karl V.
scheint nicht zutreffend zu sein. Diese beruht auf einer wesentlich früheren
Datierung des Schildes in die Zeit der Feldzüge nach Tunis (1535) und Algier
(1541), die jedoch stilistisch eher unwahrscheinlich ist.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal IV

Objektdaten

Objektbezeichnung

Schild

Kultur

Mailand

Datierung

ca. 1550-1555

Künstler/in

Filippo Negroli zugeschrieben (ca. 1510 - 1579, tätig in Mailand) - GND

und/oder Giovan Battista Negroli zugeschrieben (ca. 1517 - vor Okt. 1582, tätig in Mailand)

Material/Technik

Eisen, geschmiedet, getrieben, teils ziseliert, teils gebläut, teils geschwärzt, teils mit Gold tauschiert.

Maße

T 13 cm × Dm 61,3 cm
Gewicht: 4,20 kg

Signatur

ggf. Signatur des Tauschieres auf zwei Schilden im zweitäußeren Kreis oben und unten mittig: O † V

Beschriftung

in Buch eines Puttos unten mittig im zweiten Ring: CA/RO/LO/V/IM/SA/D
in Buch eines Puttos unten mittig im zweiten Ring: F[E?]/D/ALP/·F·/V·D
im Schild der geflügelten Viktoria im zweiten Rind rechts: VIC/TOR/[A?]/DD
auf Schild im zweiäußeren Kreis oben und unten mittig: O/ V
auf Trophäe im zweitäußeren Kreis oben links: ???S/ ?? ?S???/ ???/ ????? (Durch dieses zu den Sternen)
im Portraitmedaillon oben mittig: · D · IVLIVS ·/ · CAE · IMP · P · M ·
im vom Betrachter aus rechten Portraitmedaillon: · D · AVGVSTVS ·/ · CAE · IMP ·
im Portraitmedaillon unten mittig: · TI · CLAVDIVS ·/ · CAE · AUG · IMP
im vom Betrachter aus linken Portraitmedaillon: SCIPIO · AEMIL ·/ APHRICANVS

Stempel / Zeichen

keine

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 693a

100 Meisterwerke - Rundschild - Filippo Negroli

IGS - Medusenschild - Negroli

OESG - Medusenschild - Negroli

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