Helm: All'antica-Sturmhaube, sog. Löwen-Sturmhaube

um 1550 - 1555, Besitzer: Kaiser Karl V. Sohn des Philipp von Habsburg

 

 

All'antica-Sturmhaube, sog. Löwen-Sturmhaube

Sturmhauben mit Maskenvisieren im antikisierenden Stil
wurden Mitte des 16. Jahrhunderts als »alla romana antica« bezeichnet, als
Helme im römisch-antiken Stil. Sie reflektieren Themen der römische Antike und
erlaubten es dem Träger, in die Rolle eines berühmten antiken Herrschers oder
Helden zu schlüpfen.

Mit dieser Sturmhaube präsentierte sich der Träger als
Herkules, der das Ideal von Stärke und Heldenmut verkörperte. Auf Herkules
verweist das Visier, das als Haupt des Kithaironischen Löwen geformt ist, den
Herkules erlegt hatte. Aufgrund dieses Verweises auf Herkules wurde der Helm
traditionell Kaiser Karl V. zugeschrieben, der sich diesem antiken Helden
besonders verbunden fühlte.

Die Löwensturmhaube ist aus zehn Teilen zusammengesetzt:
Kalotte, Stirnstück, Visier, einem dreiteiligen Nackenstück und einem paar
jeweils zweiteiliger Wangenklappen. Auf dem Kamm sind kämpfende Tritonen
dargestellt, auf der Kalotte sirenenartige Figuren, rechts Viktoria (Sieg),
links Fama (Ruhm). Die Wangenklappen zeigen jeweils einen geflügelten Putto mit
Dreizack oder Segel.

Das Visier des Helms besitzt keine Sehschlitze und kann
daher sinnvoll nur in der gezeigten Art – in die Stirn hochgezogen – verwendet
werden. Auf die somit rein festlich-zeremonielle Verwendung des Helmes deuten
auch die Bohrungen entlang des Kammes hin. In sie konnten Federn für einen
Festzug eingesteckt werden.

Der Helm befand sich zumindest seit den 1560er Jahren in
Besitz Erzherzog Ferdinands II. von Tirol. Dieser ließ sich als Ergänzung dazu
um 1560 wohl in Prag die sogenannte Deutsche Rüstung (Kunsthistorisches Museum
Wien, Hofjagd- und Rüstkammer, Inv.-Nr. A 693) anfertigen. Mehrere Porträts aus
den 1560/70er Jahren zeigen Ferdinand in diesem Harnisch und mit der Löwensturmhaube,
so etwa ein Stich von Francesco Terzio in den Imagines Gentis Austriacae
(1569), ein Fresko im Spanischen Saal von Schloss Ambras (um 1575) sowie ein
Gemälde (Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 8049).

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal IV

Objektdaten

Objektbezeichnung

Helm

Kultur

Mailand

Datierung

um 1550 - 1555

Material/Technik

Eisen, geschmiedet, getrieben, teils ziseliert, teils geschwärzt, teils gebläut, teils mit Gold und Silber tauschiert. Leder.

Maße

H 40 cm x B 20 cm x T 38 cm
Gewicht 3,35 kg

Beschriftung

VICTOR DO
CAROLO VIMSA D
FE. D. ALP FVD
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SCIPIO AEMIL. APHRICANVS / D.(ivus) IVLIVS CAE. IMP. P.(ontifex) M.(aximus) / D. AVGVSTVS CAE. IMP. / TI. CLAVDIVS CAE. AUG. IMP.

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 693d

IGS - All'antica-Sturmhaube, sog. Löwen-Sturmhaube

OESG - All'antica-Sturmhaube, sog. Löwen-Sturmhaube

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