Diego Velázquez, 1647-51, 122,5 x 177 cm, © The National Gallery, London.
Gerahmt von seidigen Stoffen, liegt eine schlanke, nackte Frauenfigur auf einem Bett, in eleganter und doch natürlicher Pose, uns den Rücken zuwendend. Sie entspricht in ihrer Schlankheit nicht dem damals üblichen Schönheitsideal. Das Fehlen jeden Schmuckes oder Beiwerks läßt das Bild als intime Bettszene erscheinen, doch die Anwesenheit des Amorknaben, der den Spiegel hält, lässt diese zarte Frau zur Göttin Venus werden. Es ist dies der einzige erhaltene weibliche Akt im Werk von Velázquez. Nicht nur die freie Malweise, die die Sinnlichkeit des Bildes noch erhöht, macht dieses Bild zu einem Höhepunkt der Aktmalerei, sondern auch das Spiel der Blicke, das eine der Grundlagen der Malerei, den Akt des Sehens, thematisiert: Amor sieht etwas anderes als die Betrachter; Venus erblickt nicht sich selbst im Spiegel, sondern blickt auf uns. Wir erkennen zwar ihren sinnlichen Körper, ihr »wahres Gesicht« entzieht sich aber in verschwommenen Konturen im Spiegel unserem suchenden Blick.