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Untersuchungen an antiken Mumienporträts

APPEAR: Ancient Panel Painting: Examination, Analysis and Research

Die römischen Mumienportraits aus Ägypten gehören zu den beeindruckendsten Zeugnissen antiker Portraitkunst. Die Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien hat zehn Mumienportraits in seinem Bestand und beteiligt sich damit an der Forschungsplattform APPEAR: Ancient Panel Painting: Examination, Analysis and Research. Diese wurde 2013 vom J. Paul Getty-Museum ins Leben gerufen um die Erforschung antiker Portraitmalerei in internationaler Vernetzung zu ermöglichen. Auffallende stilistischen Ähnlichkeiten können nun mit vergleichbaren Methoden auf naturwissenschaftlicher Basis überprüft werden. Am Projekt sind bereits 25 internationale Museen mit etwa 250 Portraits beteiligt, womit bereits fast ein Viertel des weltweit bekannten Bestandes erfasst werden konnte.

In die Untersuchungen einbezogen sind auch zwei Portraits der Wiener Sammlung, die bisher aus konservatorischen Gründen nie ausgestellt waren, sowie die fünf Portraits aus dem Szépművészeti Múzeum in Budapest, die im Rahmen einer Kooperation in Wien restauriert, konserviert und naturwissenschaftlich analysiert wurden.

Das British Museum leistet die Analyse der für die Tafeln verwendeten Hölzer. Die Wiener Portraits fallen dabei mit eher seltenen Materialien auf: sechsmal Maulbeerfeige, dreimal Linde und eine Tamariske. Dies widerspricht der Statistik der bisher untersuchten 118 Tafeln, von denen knapp 75% aus nach Ägypten importiertem Lindenholz gefertigt wurden.

Für die zerstörungsfreie Pigmentbestimmung konnte eine Spezialistin für wissenschaftliche Fotografie, Roberta Iannaccone, gewonnen werden. Im Abgleich mit den bereits durch das Naturwissenschaftliche Labor des Kunsthistorischen Museums durchgeführten Röntgenfluoreszenzanalysen konnten Erdfarben, Auripigment und Krapplack bestätigt werden. Ägyptisch Blau, das älteste künstlich hergestellt Pigment, wurde mit Hilfe von VIL (Visible Induced Infrared Luminescence) eindeutig nachgewiesen. Auch Übermalungen und Herstellungstechniken konnten sichtbar gemacht werden.

Das Projekt APPEAR plant für 2018 eine Abschlusskonferenz in Los Angeles. Neben übergreifenden Publikationen ist auch eine Ausstellung angedacht.


APPEAR-Datenbank, Abfrage: Kunsthistorisches Museum (2016)
Portrait einer Frau (Inv.-Nr. X 297): UV-Fluoreszenz-Aufnahme (links), Messpunkte für Röntgenfluoreszenzanalyse (Mitte), Aufnahme mit VIL (Visible-Induced Infrared Luminescence; rechts)
Junger Mann mit Blattkranz (Inv.-Nr. X 432): IRFC (Infrared False Colour)-Aufnahme
 

Publikationen

  • W. Seipel (Hrsg.), Bilder aus dem Wüstensand, Mumienportraits aus dem Ägyptischen Museum Kairo (Wien 1999)
  • C. Cartwright - A. Middleton, Scientific aspects of ancient faces: mummy portraits from Egypt , British Museum ,Technical Research 2, 2008, 59-66
  • C. Cartwright - L. Spaabæk - M. Svoboda, Portrait mummies from Roman Egypt: ongoing collaborative research on wood identification, British Museum, Technical Research 5, 2011, 2-11
  • S. Walker - M. Bierbrier, Ancient faces: mummy portraits from Roman Egypt (London 1997)
  • K. Parlasca, Mumienportraits und verwandte Denkmäler (Wiesbaden 1966)
  • V. Pitthard - B. Vak - M- Griesser - S. Stanek - M. Laubenberger, Fayum Portraits from the Collection of Greek and Roman Antiquities, Kunsthistorisches Museum, Vienna , Conservation Treatment and Research into their Composition, Technologische Studien Bd. 4, 2007, 11-29

Information

Projektleitung:
Mag. Bettina Vak

Projektmitarbeit:
Mag. Dr. Manuela Laubenberger
Dr. Roberta Iannaccone
Dr. Katharina Uhlir

Kooperationen:
Marie Svoboda (The J. Paul Getty Museum, Los Angeles),
Dr. Arpad Nagy (Szépművészeti Múzeum, Budapest),
Dr. Caroline R. Cartwright (British Museum, London)

Finanzierung:
Kunsthistorisches Museum Wien, Szépművészeti Múzeum Budapest Projektdauer: 2014-2018

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