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Die Geschichte der Sammlung

Die Sammlung alter Musikinstrumente kann auf eine Tradition zurückblicken, die mehr als vier Jahrhunderte umspannt. Erzherzog Ferdinand II. errichtete seine Sammlung noch vor dem Ableben seiner Gemahlin Philippine Welser 1580 auf Schloss Ambras. Sie galt als eine der reichsten und wertvollsten Sammlungen der Spätrenaissance und umfasste eine Bibliothek sowie eine Rüst- und Kunstkammer. Die Objekte der Kunstkammer wiederum setzten sich aus Münzen, Goldschmiedearbeiten, Bronzen, Uhren sowie einer erlesenen Sammlung von Musikinstrumenten zusammen. Ein Großteil der Musikinstrumente waren aufwendig gearbeitete Widmungsstücke an den kunst- und musikliebenden Tiroler Landesherrn. Nach dem Tod Erzherzog Ferdinands II. wurde der Bestand der Kunst- und Wunderkammer 1596 in einem detaillierten Inventar festgehalten. Dies versetzt uns in die Lage, die Geschichte vieler Stücke bis in ihre Entstehungszeit zurückzuverfolgen. Während der nächsten Jahrhunderte verblieb die Ambraser Sammlung in Innsbruck, bis die Lage im Zuge der Napoleonischen Kriege gefährlich wurde und die Objekte schließlich 1806 nach Wien verbracht wurden. Ab 1814 fand die Sammlung im Unteren Belvedere Aufstellung.

Als zweiter Kernbestand der Sammlung alter Musikinstrumente sind Objekte anzusehen, die auf die italienische Spätrenaissance und den Frühbarock zurückgehen. Wir verdanken diesen Bestand der Musikbegeisterung der Familie Obizzi, die bereits kurz nach dem Jahr 1000 im Schloss Catajo bei Padua ansässig wurde. Mit dem im Jahr 1592 geborenen Pio Enea II. setzte ein kultureller Aufschwung ein, der sich vor allem auf das Musik- und Theaterwesen auswirkte. Pio Enea ließ ein Theater mit sechzehn Logen und zwei Rängen errichten, das eine bestens ausgestattete Bühne besaß. Parallel dazu wurde der Bestand an Musikalien und Musikinstrumenten ausgebaut. Während in Ambras in erster Linie Kunstkammerstücke mit Unikatcharakter gesammelt wurden, diente das Instrumentarium der Sammlung auf Schloss Catajo dem praktischen Musizieren. Ihr Instrumentenbestand ist für den Übergang von der Spätrenaissance zum Frühbarock typisch. Familiäre Umstände waren dafür verantwortlich, dass die Obizzische Sammlung 1870 nach Wien transferiert wurde und zeitweilig im Palais Modena Aufstellung fand. 1914 wurden die Obizzischen Objekte den kaiserlichen Sammlungen einverleibt, und es ergab sich nun die Chance, sie mit den Ambraser Beständen zu einer in sich geschlossenen Sammlung alter Musikinstrumente zu vereinen.

Ein Teil der inzwischen über 400 Instrumente umfassenden Sammlung wurde ab 1939 im Palais Pallavicini ausgestellt. Im Rahmen dieser Präsentation fanden auch erstmals als „Hausmusiken“ bezeichnete Konzerte statt, bei denen einige der Objekte klanglich präsentiert wurden. Für die dafür erforderlichen Vorarbeiten entstand erstmals eine Restaurierwerkstätte. Der Schwerpunkt der Sammlungserweiterung lag in dieser Zeit auf dem Gebiet des Wiener Hammerflügels, der seitdem sowohl quantitativ als auch qualitativ eine zentrale Stellung einnimmt. Nach einer kriegsbedingten Schließung der Sammlung, die außerhalb Wiens geborgen wurde, konnte ab dem Frühling 1947 wieder in den Räumlichkeiten der Neuen Burg mit einer Neuaufstellung begonnen werden. Nach einem bescheidenen Beginn, bei dem in einem Saal die Entwicklung der Tasteninstrumente demonstriert wurde, folgte die Einrichtung weiterer Räumlichkeiten, bis endlich nach einigen Jahren das ganze Instrumentarium zur Aufstellung kam. Dieser Prozess war 1964 abgeschlossen.

Mängel hinsichtlich der technischen und klimatischen Bedingungen erzwangen 1988 eingreifende bauliche Maßnahmen und eine zeitweilige Schließung der Ausstellung. Bei der Neuaufstellung im Jahr 1993 wurde ein Konzept verfolgt, das sich am musikgeschichtlichen Ablauf orientiert. Jeder der zwölf Säle ist nun einer musikhistorischen Epoche oder einer Musikerpersönlichkeit zugeordnet. Zusammengehörige Ensembles unterschiedlicher Instrumentengattungen und typische Musizierformen können dadurch anschaulich gemacht werden.

Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts erweiterte sich die Sammlung um mehr als 400 Objekte. Besonders hervorzuheben sind die 2003/04 von Dr. Herbert und Evelyn Axelrod der Sammlung gewidmeten vier Streichinstrumente von Jacob Stainer und das Violoncello von Giovanni Battista Grancino. Außerdem stellten Dr. Herbert und Evelyn Axelrod der Sammlung alter Musikinstrumente auch die berühmten Violinen „The Sunrise“ und „Ex Hellier“ von Antonio Stradivari bis Oktober 2008 und die Violine „Ex Ebersholt, Ex Menuhin“ von Giuseppe Guarneri del Gesù bis April 2008 für die Dauerausstellung zur Verfügung. Diesen wertvollen und singulären Musikinstrumenten schenkten die Besucher stets besondere Aufmerksamkeit.

Der 2001 eingerichtete Audio Guide führt die Ausstellungsbesucher in mehreren Sprachen durch die Schausammlung, erklärt instrumentenkundliche Details, lässt in die Musikgeschichte Österreichs einblicken und bietet zahlreiche Hörbeispiele zu den historischen Exponaten.

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