Recherche ...

Zwei Blumenbuketts

Kunstpatenschaft vergeben

In Vasen aus vergoldetem Silber mit je zwei Sirenenhenkeln stecken die Buketts mit nur einem Stamm wie ein Bäumchen. Die Gefäße sind an der Vorderseite mit silbernem Rankenwerk besetzt, in das Smaragde und Diamantenrauten eingefügt sind. Die Blumen sitzen vor einem Hintergrund von großen, relativ grob gearbeiteten emaillierten Blättern. Betrachtet man diese Buketts näher, so fällt ein erheblicher stilistischer, qualitativer und technischer Unterschied zwischen den einzelnen Teilen auf.

Aus der Zeit der kleinen Vasen und dem »Gerüst« der Sträuße, dem späten 17. Jahrhundert, stammen nur die zwei einfachen Blumen mit weißen und grünen Blättern um einen Mittelstein, die jeweils beiderseits der großen Smaragdrosette liegen und an denen gelochte alte Saphire beziehungsweise rosa Spinelle hängen. Alle anderen Blüten haben ein wesentlich qualitätsvolleres Email und eine ältere Art der Steinfassung. Bei der Versetzung in die Buketts wurde ihr transluzides Email auf der Rückseite häufig verletzt und in einigen Fällen erneuert. Diese Blumen stammen offenbar von alten Schmuckstücken und verdienen näheres Augenmerk. In beiden Sträußen sitzen unten in der Mitte kleine Juwelen - wohl noch aus dem 16. Jahrhundert - mit kreuzförmig angeordneten Steinen. Sie sind flankiert von wunderbaren blau emaillierten und mit Saphiren besetzten Akeleien, an denen Saphirtropfen hängen. Akeleien bekrönen auch die Buketts. Das Zentrum jedes Straußes füllen je zwei große Rosetten, wovon jeweils die untere aus Smaragden, die obere aus Rubinen gebildet ist. Die vier wertvollen Stücke sind verschieden gearbeitet. Das schönste Juwel davon ist wohl die große Smaragdrosette auf geflammten Blättern mit roten Spitzen. Zu ihr gehören die beiden kleineren, sternförmigen Blumen beiderseits der Rubinrosette. Beim zweiten Bukett ist der gleiche Zusammenhang unter den Smaragdjuwelen gegeben. Es folgt eine Reihe von drei großen gelben Lippenblüten wie ein Frauenschuh. Sie sind mit Hyazinthen beziehungsweise mit damals davon nicht unterscheidbaren Hessoniten (zu den Granaten gehörig) besetzt. Alle diese Juwelen sind in die Zeit vom ersten Viertel bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts zu datieren. Die Rosetten sind wohl Aufnähschmuck für Prunkkleider gewesen, die Akeleien und Lippenblüten hingegen vielleicht Haarschmuck auf hoch aufgetürmten Frisuren. Sie sind nur Einzelbeispiele aus einem ehemals· großen Bestand. Wie auf Porträts des 17. Jahrhunderts zu sehen ist, waren repräsentative Kleider mit Dutzenden solcher. Rosetten besetzt. Die Juwelen wurden zu diesen Buketts zusammengefügt, weil sie aus der Mode gekommen waren und nicht mehr getragen wurden. So entstanden zwei Schaustücke für die Kunst- beziehungsweise Schatzkammer, auf denen uns Schmuckstücke überliefert sind, wie sie sonst nirgends mehr existieren, da Schmuck immer wieder umgearbeitet wurde.


Das Kunsthistorische Museum dankt
Christine Scherleithner
herzlich für die Kunstpatenschaft.


Objektinformation

Florenz (oder Wien)
spätes 17. Jahrhundert
unter Verwendung älterer Teile
Gold, teilweise emailliert, Silber vergoldet, Diamanten, Smaragde, Rubine, blaue Saphire, Hyazinthe bzw. Hessonite;
Gefäß; Vase
je 25,2 cm hoch

Kunsthistorisches Museum Wien
Kunstkammer Wien

Inv.-Nr. 1080, 1081

Kontakt

Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme und beraten Sie gerne!

Hannah Mingers, BA, BA

KHM Museumsverband
Burgring 5, 1010 Wien

+43 1 52524 - 4038
kunstpatenschaft@khm.at

to top