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Untersuchung, Rekonstruktion und filmische Umsetzung des Bewegungs- und Klangbildes von Musikautomaten der Zeit um 1600

Mit über zwanzig Tischautomaten des 16. und 17. Jahrhunderts verfügt die Kunstkammer über einen reichen Bestand an Kunstwerken mit Selbstbewegungsmechanismen. Diese selbständig, scheinbar von göttlicher Hand, bewegten Automaten waren im Zeitalter des Manierismus das sichtbare spielerische Ergebnis der Fortschritte in Technik und Mechanik. Innerhalb der fürstlichen Kunstkammern nahmen sie eine Schnittstellenposition zwischen wissenschaftlichem Gerät, spielerischem Überraschungsutensil und Ausdrucksträger schöpferischen Gestaltungswillens ein – tote Materie sollte durch Mechanik bewegt und so im Sinne Descarts gleichsam zum Leben erweckt werden. Die komplexesten dieser Kunstwerke verbinden sinnreiche Ikonographien mit ausgeklügelten Bewegungsabläufen und mechanisch aufgeführten Musikstücken.

Im Zuge der Restaurierung der Automaten für die Neuaufstellung der Kunstkammer wurden zwischen 2010 und 2013 sechs der komplexesten Musikautomaten eingehend konservatorisch, musik- und kunsthistorisch bearbeitet. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Abklärung der Funktionen der komplexen Mechaniken, deren teilweiser (temporärer) Wiederherstellung und der Rekonstruktion der autophonen Musikfolgen. Darauf basierend folgte die filmische Umsetzung der ursprünglichen Bewegungsabläufe und des ursprünglichen Klangbildes. Auf diese Weise sollten alle ursprünglichen Funktionen dieser Musikautomaten möglichst realitätsnah rekonstruiert, filmisch festgehalten und dem Museumsbesucher und der Forschung multimedial zugänglich gemacht werden, ohne die Kunstwerke selbst den Strapazen einer – auf Dauer zerstörenden – Gangbarmachung aussetzen zu müssen. Durch dieses Projekt liegen heute die frühesten klingenden Zeugnisse europäischer Musikkultur vor. Darüber hinaus konnten vertiefende Erkenntnisse zu Stellenwert und Funktion mechanischer Musikautomaten und den damit verbundenen kulturhistorischen Kontexten gewonnen werden.


Sog. Trompeterautomat (Detail)
Musikmechanismus des Trompeterautomaten
Musikwalze und Triebwerk des Triumphwagens der Minerva

Publikationen

  • Helmut Kowar, „Wir machen Musik!“ Trompeterautomat, Schiff und Bacchuswagen des Hans Schlottheim, in: Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien, Bd. 13/14, Darmstadt/Wien 2013, S. 119-161
  • Musik um 1600. Die Automaten in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums, CD-ROM Mechanische Musikinstrumente. Tondokumente aus dem Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Vol. 6, Österreichische Akademie der Wissenschaften 2013

Information

Projektleitung
Mag. Helene Hanzer,
Mag. Paulus Rainer

Projektmitarbeit
Mag. Nils Unger,
Dipl.-Rest. Barbara Goldmann,
Mag. Herbert Reitschuler,
Mag. Petra Süß BA,
Mag. Georg Prast,
Dipl.-Rest. (FH) Martin Möbius,
HR Dr. Rudolf Hopfner,
Martin Wyss,
Ferdinand F. Salomon

Kooperationspartner
Univ.-Doz. Dr. Helmut Kowar (Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaft),
Johannes Holzhausen und Team (Navigator Film)

Finanzierung
Kunsthistorisches Museum Wien

Projektdauer
abgeschlossen

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