König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn als Knabe (1506-1526)

nach 1515, Künstler/in: Bernhard Strigel

 

 

König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn als Knabe (1506-1526)

Das Porträt Ludwigs II. von Böhmen und Ungarn (1506-1526), des Sohnes König Ladislausʼ II., entstand wie Strigels berühmtes Bildnis der Familie Kaiser Maximilians I. (GG 832) im Zusammenhang mit der sog. Wiener Doppelhochzeit von 1515. Der künftige König von Böhmen und Ungarn, der zu diesem Zeitpunkt keine zehn Jahre zählte, wurde bei dieser Gelegenheit Erzherzogin Maria (1505-1558), einer Tochter Philipps des Schönen und Enkelin des Kaisers, versprochen; die eigentliche Hochzeit erfolgte jedoch erst 1523. Auf diesen politisch gewollten Bund spielt der Kranz aus Nelken, den der Knabe im offenen Haar trägt, unmittelbar an. Dieses Attribut, aber auch die Wendung nach rechts legen nahe, dass das Porträt einst ein Gegenstück mit dem Konterfei Marias hatte und als Verlobungsbild diente. Ludwig erscheint als Brustbild vor blaugrünem Grund; sein Blick, durch den der Knabe reifer erscheint als sein kindliches Alter erwarten lässt, folgt der leichten Körperdrehung. Er trägt unter der pelzbesetzten Schaube ein gemustertes, mit schimmernden Fäden durchwirktes Wams mit geschlitzten Ärmeln sowie ein feingefälteltes Hemd mit Goldborten. Diese kostbaren Bekleidungsstücke sind neben der prächtigen Kette die einzigen Hinweise auf den hohen sozialen Rang des Dargestellten. Strigel griff für das Porträt des künftigen Bräutigams auf dieselbe Vorlage zurück, die auch dem Porträt Ludwigs im erwähnten Familienbild zugrunde lag. Dort erscheint der Knabe allerdings gespiegelt; zudem unterscheiden sich die Bildnisse in kostümlichen Details. Dem jungen König, der bereits 1516 seinem Vater auf den Thron folgte, war kein langes Leben beschieden: Bereits 1526 fiel er in der Schlacht bei Mohácz im Kampf gegen die vorrückenden Osmanen. Dieses Ereignis besiegelte den Untergang seiner Dynastie und seines Königreichs, das durch Ludwigs Gemahlin Maria unter habsburgische Herrschaft geriet. Die dynastische Zusammengehörigkeit der Habsburger und Jagiellonen, die Strigels Bildnisse feiern, hatte in nur wenigen Jahren zu einer Neuordnung der europäischen Landkarte geführt. Guido Messling [26.6.2017]

Derzeit ausgestellt: Kunsthistorisches Museum Wien, Kabinett 16

Objektdaten

Objektbezeichnung

Gemälde

Kultur

Deutsch

Datierung

nach 1515

Künstler/in

Bernhard Strigel (1460 - 1528 Memmingen) - GND

Material/Technik

Tannenholz (Abies alba)

Maße

Bildmaß: 29 × 22,2 cm

Rahmenmaße: 40,5 × 34 × 3,6 cm

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie

Inv. Nr.

Gemäldegalerie, 827

Provenienz

Urbestand; 1783 in der Galerie nachweisbar

Abbildung/Person

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