Der Tod Kaiser Ferdinands III. als Sinnbild der Vergänglichkeit

um 1660, Künstler/in: Daniel Neuberger

 

 

Der Tod Kaiser Ferdinands III. als Sinnbild der Vergänglichkeit

Der kaiserliche Wachsbossierer Daniel Neuberger stellt hier den Tod des Kaisers Ferdinand III. in außergewöhnlicher Weise als Allegorie der Vergänglichkeit dar. In schwarzer Rüstung, mit Krone und Kaisermantel angetan, liegt der Kaiser auf der Totenbahre. In seinen über der Brust gefalteten Händen hält er ein Kruzifix. Das hohe Bahrgerüst ist mit mehrfarbigem Flittermaterial bedeckt und wird an den Ecken von goldenen Adlern getragen. Neun Gerippe führen um den toten Herrscher herum einen Totentanz auf. Eines von denjenigen im Vordergrund hält eine verloschene Fackel als Sinnbild des verloschenen Lebens, ein weiteres bläst Seifenblasen, deren schillernde Schönheit rasch vergeht. Beim Haupt des Kaisers stützt sich ein drittes mit dem Ellbogen auf ein Stundenglas und gemahnt so an das Verrinnen der Zeit. Daneben führt ein Knochengerüst die Bürde der Kaiserwürde vor Augen. Unter der Last der Herrschaftsinsignien zusammengekrümmt trägt es diese - Kaiserkrone, Szepter, Reichsapfel, Reichsschwert und den gebauschten Mantel - auf seinen Schultern. Weitere Gerippe musizieren oder sind im Trauergestus wiedergegeben. Bei all diesen Hinweisen auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens, die selbst vor dem höchsten weltlichen Herrscher nicht Halt macht, erinnert ein Schriftband mit der Inschrift "VIVIT" ("er lebt"), das in einer Hand über dem aufgebahrten Regenten erscheint, auch an das Ewige Leben. Die ganze Szenerie ist in einer höhlenähnlichen Gruft wiedergegeben, die Felsen sind mit rötlich changierendem Flittermaterial übersät und bilden so einen flimmernden Kontrast zu den bleichen Knochengerüsten. Seine hohe Meisterschaft demonstriert Neuberger nicht nur in den filigran ausgeführten Gerippen, sondern auch in dem äußerst lebensnah modellierten Porträt des Kaisers. In den Inventaren des Kapuzinerschatzes wird das Werk irrtümlich als Arbeit Kaiser Leopolds I. bezeichnet. Wir wissen aber, dass der sächsische Gesandte Johann Sebastian Müller es 1660 in Neubergers Wiener Atelier sah und folgendermaßen beschrieb: "Ferdinandus III. wahres Contrafait, tod ligend, mit vielen Figuren, die Sterblichkeit bedeutend, ein sehr mühsames Werck von Wachs boussiret, pro 100. Th."

Derzeit nicht ausgestellt.

Objektdaten

Objektbezeichnung

Andachtsbild; Wachsbossierung

Kultur

Wien

Datierung

um 1660

Künstler/in

Daniel Neuberger (1621 Augsburg - 1680 Regensburg) - GND

Material/Technik

Wachs, Streusand, Hartholz, Ebenholzauflagen, Glas / bossiert

Maße

H. 26 cm, B. 36 cm

Rahmenmaße: H. 36,5 cm, B. 46,5 cm

Beschriftung

"VIVI"

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Geistliche Schatzkammer

Inv. Nr.

Schatzkammer, GS Kap 244

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