SCHWANENHALS UND GOLDKREPINE |
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"Schwanenhals" und "Goldkrepine"
zwei poetisch klingende Begriffe, die man heute wohl kaum mit Kutschen
in Verbindung bringen würde, bilden den ungewöhnlichen
Titel einer ebenso ungewöhnlichen Ausstellung. Die Wagenburg des
Kunsthistorischen Museums, eine der bedeutendsten Kutschensammlungen der
Welt, hat zeitgenössische KünstlerInnen eingeladen, sich von
der Schönheit und von den verborgenen Botschaften der kaiserlichen
Fahrzeuge inspirieren zu lassen. So wird erstmals der Dialog zwischen
dem kulturellen Erbe historischer Fahrzeuge und dem zeitgenössischen
Kunstgeschehen eröffnet.
"Schwanenhals" nannte man den eleganten Bogen, mit dem einst die (Vorder- und Hinterachse verbindenden) Langbäume von Luxuskutschen ausgestattet waren. Er war ein hochelegantes technisches Detail, das den stärkeren Einschlag der Vorderräder und somit eine größere Wendigkeit des Wagens ermöglichte. Seine Herstellung verlangte dem Schmied größte Kunstfertigkeit ab, weshalb er nur bei höchst exquisiten Fahrzeugen vorzufinden war. Von gleicher Exklusivität war die "Goldkrepine", eine Schnur mit winzigen, aus Goldlahn geformten Maschen und Blüten, mit der die Quasten von Kutschböcken und die Posamentrieverzierungen im Wageninneren geschmückt wurden. Beide Begriffe waren im 19. Jahrhundert allgemein verständlich heute aber ist ihre Bedeutung weitestgehend verloren gegangen. So stehen sie stellvertretend für die versunkene Welt der höfischen Repräsentation und des motorlosen Verkehrs sowie für die vergessene Kunst des Wagenbaus. Mit ihrer geheimnisvollen Poesie sollen sie die Neugier des Besuchers wecken und ihn dazu einladen, die Zeugen der Vergangenheit mit Hilfe zeitgenössischer Kunstwerke in neuem Licht zu betrachten. Siebzehn fortgeschrittene Studierende aus verschiedenen Klassen der Akademie der bildenden Künste Wien schaffen in kritischer Auseinandersetzung mit den historischen Fahrzeugen neue Werke, die Zusammenhänge und Schnittstellen der Museumsobjekte mit dem zeitgenössischen Kunstdiskurs aufzeigen. Für den Museumsbesucher ergeben sich aus diesem Dialog zwischen Alt und Neu unerwartete Perspektiven, die die vielfältigen Bezüge der historischen Fahrzeuge zur heutigen Welt "greifbar" und sichtbar machen. Diese auf den ersten Blick eher ungewöhnliche Kooperation zwischen der Akademie der bildenden Künste Wien und der Wagenburg bietet den angehenden KünstlerInnen die Möglichkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart. Für die Wagenburg bedeutet sie eine Öffnung zum zeitgenössischen Kunstdiskurs, dem das Hinterfragen von Form und Inhalt ein zentrales Anliegen ist. Dr. Monica Kurzel-Runtscheiner Direktorin der Wagenburg, Projektleiterin der Ausstellung |