Reliquienostensorium

um 1600/05, Künstler/in: Matthäus Walbaum

 

 

Reliquienostensorium

Der Reliquienbehälter zählt zu den wenigen erhaltenen Reliquiaren von Matthäus Walbaum und ist zugleich eine seiner qualitätvollsten sakralen Arbeiten. Über einem gestuften Sockel sind in der Predella ein querovales und zwei hochovale Schaufenster eingeschnitten, die den Blick auf die dahinter aufbewahrten Reliquien freigeben. Weitere Reliquien befinden sich in der darüber gelegenen mittleren Zone mit einem achteckigen zentralen und zwölf weiteren Fenstern. Zwei kannelierte Säulen mit Silberbesatz und vergoldeten Kapitellen flankieren die Mitteltafel. Dabei tragen sie eine schmale Attika, die von einem gesprengten Segmentgiebel mit einem hohen Auszug gekrönt wird. Im Auszug öffnet sich ein bogenförmiges Schaufenster, das eine weitere Reliquie, nach dem Beschriftungstäfelchen eine Reliquie des Apostels Matthias, enthält. Der gesamte Holzkörper des Reliquiars ist mit Ebenholzauflagen und überaus reichem Silberbesatz versehen. Hier dominiert gegossenes Schweifwerk, das die ansonsten klare Kontur des Holzaufbaus auflöst und dem Gebilde seinen bewegten Charakter verleiht. Wie bei anderen Arbeiten Walbaums entwickelt sich auch hier durch den starken Kontrast des dunklen Ebenholzes und des teilweise vergoldeten Silbers eine reizvolle Farbigkeit, die durch das Rot in den Reliquienfenstern noch gesteigert wird. Bezeichnend für Walbaum ist auch die Belebung der Oberflächen durch üppig eingesetzten Figurenschmuck, wobei dieser nicht immer einem einheitlichen Programm folgen muss. Bekrönt wird das Reliquiar von der Silberfigur eines Bischofs, vor dem Reliquienfenster im Auszug ist eine Pietà angebracht. In den beiden flankierenden Nischen stehen zwei weibliche Frauengestalten mit Fahnen (Ecclesia und Synagoge?), davor zusammenhanglos zwei der Heiligen Drei Könige; daneben zwei kleine Engel, über den Segmentbögen schweben zwei weitere. Seitlich der Säulen im Mittelteil stehen auf Konsolen die Personifikationen der drei christlichen Tugenden Glaube (Fides), Liebe (Caritas) und Hoffnung (Spes) sowie der Mäßigung (Temperantia). Als weitere Figurengruppe findet sich am Sockel die von Engeln verehrte Madonna mit dem Kind.

Derzeit ausgestellt: Kaiserliche Schatzkammer Wien Raum II

Objektdaten

Objektbezeichnung

Reliquiar; Reliquienostensorium

Kultur

Augsburg

Datierung

um 1600/05

Künstler/in

Matthäus Walbaum (1554 Kiel - 1632 Augsburg) - GND

Material/Technik

Eichenholzkern, Ebenholzauflagen, Hartholz schwarz gebeizt, Silber, teilweise vergoldet, Glas

Maße

H. 49,8 cm, B. 28,8 cm, T. 11 cm

Stempel / Zeichen

Augsburger Pyr (SEL 24); R 3, Nr.126 (SEL 1060s)

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Geistliche Schatzkammer

Inv. Nr.

Schatzkammer, GS D 89

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