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Rüstung: Harnisch der Mailänder Rüstung

1559/60, Besitzer: Erzherzog Ferdinand II. Sohn des Ferdinand I. von Habsburg Österreich, Landesherr von Tirol

 

 

Harnisch der Mailänder Rüstung

Welche große Bedeutung Harnische all'antica im höfischen Leben des 16. Jahrhunderts gespielt haben müssen, zeigt sich an der großen Anzahl dieser Waffen, die aus dem Besitz Erzherzog Ferdinands II. von Tirol auf uns gekommen sind. Das Prunkstück seiner antikisierenden Rüstungen ist zweifelsohne die so genannte Mailänder Rüstung. Während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verändert sich die antikisierende Prunkrüstung. Die Mode weicht vom römischen Panzer ab und wendet sich im technischen Aufbau zeitgenössischen Harnischformen zu. Die angestrebte Illusion einer antikisierenden Rüstung wird durch klassische Szenen in der Dekoration hervorgerufen. Da sich die Rechnungen über den Ankauf dieser Rüstung erhalten haben, sind wir nicht nur über den Preis, 2400 "welscher Kronen", bestens informiert, sondern wissen auch, welche Meister an der Herstellung dieses Kunstwerkes beteiligt waren. Die Mailänder Rüstung ist ihrem Aufbau nach die eines hohen Offiziers der Reiterei, der einen Streitkolben als Kommandozeichen sowie Schwert und Panzerstecher führte. Neben den allegorischen Figuren, antiken und biblischen Helden, bietet sie auch Elementen der Phantasie Platz. So sitzt auf dem Kamm der Sturmhaube ein Drache mit gezackten Flügeln. Die Folgen des auf orientalische Art in Querstreifen aufgelösten Harnisches tragen Medaillons mit allegorischen Figuren bzw. dem zweischwänzigen böhmischen Löwen. Der getriebene Rundschild wird durch zwei tauschierte konzentrische Kreise in drei Zonen geteilt. Im Zentrum ein Stachel auf Blattunterlage. In der mittleren Zone sind in den Diagonalen vier ovale Medaillons angeordnet, die Judith und Holofernes, David und Goliath, Samson und Delila sowie Herkules und Cacus darstellen. Die äußere Randzone zeigt zwischen liegenden antiken Kriegern und Trophäen Rauten mit antiken Büsten und Medaillons mit Darstellungen von Marcus Curtius, dem ruhenden Herkules, Manlius Torquatus und Gallus sowie dem Selbstmord der Kleopatra.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal IV

Objektdaten

Objektbezeichnung

Rüstung

Kultur

Mailand

Datierung

1559/60

Künstler/in

Material/Technik

Eisen, geschmiedet, teils getrieben, teils ziseliert, teils mit Gold und Silber tauschiert, teils gebläut. Nietkappen: Messing, teils feuervergoldet. Leder. Textil (Seide, Goldlahn, moderne Baumwolle).


Maße

Harnisch mit Helm zu Pferde : H. 250 cm. Harnisch mit Reiterkörper und Porträtkopf (ohne Helm) : H 171 x B 100 x T 55 cm. Helm : H 40 x B 24 x T 35,5 cm

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 785

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