Zurück Weiter

Besteck, Messer, Gabel: Gabel, Vorschneidemesser und Vorlegemesser

4. Viertel 16. Jahrhundert, Besitzer: Kaiser Rudolf II., Sohn Kaiser Maximilians II. von Habsburg

 

 

Gabel, Vorschneidemesser und Vorlegemesser

Das Vorlegemesser, ein so genanntes Presentoir, besitzt einen aus einem Stück geschnittenen Achatgriff. Die Klinge ist breit und abgerundet und weist eine nicht identifizierte Marke, einen Halbmond über einem fünfzackigen Stern, auf. Das Vorschneidemesser hat ebenfalls einen Achatgriff und eine einschneidige Klinge mit verbreiterter, gebogener, zweischneidiger Spitzenpartie. Die Klingenschmiedemarke ist dieselbe wie beim Vorlegemesser. Auch die Gabel hat einen einfachen Achatgriff und zeigt die gleiche Fassung. Der lange, achtkantige Stiel ist aus vergoldetem Silber und endet in zwei kurzen Gabelzinken. Angesichts seiner kostbaren und grazilen Ausführung darf man annehmen, dass es sich bei dieser Garnitur um ein reines Kunstkammerstück handelt, das bestenfalls an der Hoftafel Verwendung fand. Vorschneidemesser und Gabel dienten zum Teilen der Speisen, die dann mit dem Vorlegemesser angeboten wurden. Wenn sich die Besteckgarnitur auch nicht mit Sicherheit für Kaiser Rudolf II. nachweisen lässt, so entsprechen doch die fein geschnittenen Achatgriffe sowie die vergoldeten Fassungen mit buntem Tiefschnittemail ganz seinem persönlichen Geschmack und seiner Vorliebe für Halbedelsteine. Entstehungsort war wohl Mailand, wohin Rudolf II. nachweislich engste Kontakte hatte; von dort bezog er laufend Steinschneidearbeiten. Zur üblichen Tätigkeit der Steinschneider gehörte die Herstellung von Messergriffen. Die Klingen sind hier nur durch die Fassung im Griff montiert. Wären die Griffe nördlich der Alpen entstanden, so wären sie zur Gänze der Länge nach durchbohrt, und die Angeln wären mit einem Knöpfchen am Knauf fixiert. Auch die Fassungen sind eine Mailänder Arbeit. Namentlich die weiß-blau emaillierten kleinen Halbmonde auf den drei Ringen finden sich nur auf Mailänder Werken. Die Motive des Tiefschnittemails sind europäisches Allgemeingut; ihre Verarbeitung wäre jedoch in den Prager Hofwerkstätten feiner ausgefallen.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal V

Objektdaten

Objektbezeichnung

Besteck, Messer, Gabel

Kultur

Mailand (?)

Datierung

4. Viertel 16. Jahrhundert

Material/Technik

Messer: Klinge: Eisen, geschmiedet, teils geschnitten. Griff: Weißer Bandachat. Fassung: Goldblech, graviert, emailliert. Gabel: Silber, feuervergoldet. Griff: Goldblech, graviert, emailliert.

Maße

Waidblatt: L 49,5 cm x B 10,5 cm x T 2,5 cm
Messer: L 39 cm x B 5,5 cm x T 2,2 cm
Gabel: L 30 cm x B 3 cm x T 1,4 cm

Stempel / Zeichen

Auf dem Waidblatt einseitig zweimal Halbmond mit Stern; auf dem Aufbruchmesser einseitig einmal Halbmond mit Stern.

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, D 206

Kunst & Patenschaft

Viele unserer Objekte sind auf der Suche nach Paten. Mit einer Kunstpatenschaft tragen Sie dazu bei, die Schätze der Kunstgeschichte für die Zukunft zu bewahren.
Als Kunstpate fördern Sie mit Ihrer Spende direkt und nachhaltig die wissenschaftliche Dokumentation, Erforschung, Restaurierung und Präsentation der Kunstbestände des Kunsthistorischen Museums Wien.

Werden Sie Kunstpate