um 1555
Diesen Harnisch bilden eine Sturmhaube mit geschlossenen Wangenklappen und beweglichem Naseneisen, eine Brust mit Rüsthakenlöchern und einem Bauchreifen sowie ein Rücken mit Gesäßreifen. Der Kragen und die asymmetrischen Schultern sind nicht zugehörig, werden aber bereits im ältesten, ab 1581 angelegten Inventar auf Schloss Ambras erwähnt: "Herr Anndree Teufl. Ain schwarz harnisch, vornen auf der brust ain crucefix, darneben ein knieender mann mit laubwerch geöczt und verguldt, hat nachvolgende stuckh, als kragen, ruggen und krebs, ain par ächselen sambt ainer sturmbhauben, geöczt und verguldt, darbei ist sein conterfect." Andreas Teufel begleitete Erzherzog Ferdinand II. auf dessen Feldzug 1556 in Ungarn. Er war ein wenig älter als der Erzherzog und gehörte als Stallmeister zu seiner nächsten Umgebung. Mit der Frau des Andreas Teufel, Marianne, pflegte Philippine Welser, die Gemahlin Ferdinands II., noch in Tirol freundschaftliche Kontakte.
Ein Harnisch des vorliegenden Typus diente als Ausrüstung einer neuen Truppe, der mit Pistolen bewaffneten "Pferdschützen". Er unterscheidet sich vom Feldharnisch des alten Typs in der Hauptsache durch das Weglassen der Beinzeuge und Armzeuge aus Stahlplatten und ihren Ersatz durch Ringelgeflecht. Infolge des geringeren Gewichts der Rüstung erhöhte sich - als Antwort auf die hohe Mobilität der osmanischen Kavallerie - die Beweglichkeit des Trägers. Das Motiv der vergoldeten Ätzung auf der Harnischbrust, ein vor dem Kreuz kniender Ritter, stammt vom sächsischen Hofmaler Lukas Cranach dem Älteren und ist in der Folge als Harnischdekor häufig anzutreffen.
Harnisch, Trabharnisch, Rüstung des Andreas Teufel
Nürnberg
um 1555
Stahl, geschwärzt, vergoldet
H. o. Sockel: 164 cm
H. m. Sockel: 169 cm
B. max: 61 cm
T. max. 55 cm
Gewicht: 12,96 kg
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Hofjagd- und Rüstkammer, A 983
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