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Harnisch: unvollendeter Kinderharnisch

1511-1512, Besitzer: Kaiser Karl V. Sohn des Philipp von Habsburg

 

 

unvollendeter Kinderharnisch

Im Juli 1511 teilte Maximilian I. der Kammer in Innsbruck mit, sie möge seinem lieben Sohn [sic!] Erzherzog Karl vom Plattner Hans Pair in der Silbergasse einen guten Küriss schlagen lassen. Der Meister dürfte allerdings seine Arbeit zu spät begonnen haben, sodass berechtigte Sorge bestand, dass der Harnisch dem heranwachsenden Karl nicht mehr passen würde, zumal die kostbare Dekoration, die in Augsburg hätte ausgeführt werden sollen, noch gar nicht begonnen werden konnte. Somit blieb der Harnisch unfertig; er ist für den kunsttechnischen Werdegang eines derartigen Harnischs ein einzigartiges Dokument. An der noch unpolierten Oberfläche ist jeder Hammerschlag, jede Spur der mühevollen Treibarbeit des Plattnermeisters zu verfolgen. Schon im Januar 1512 erging wiederum ein Auftrag, einen Harnisch anzufertigen, diesmal freilich an den Hofplattner Konrad Seusenhofer. Das Werk wurde schließlich 1514 für Karl in Antwerpen abgeliefert. Bei dem unvollendeten Knabenharnisch mit den getriebenen, querlaufenden, geschlitzten Puffen sowie den vertikalen Pfeifen am Harnischröckchen, der dem textilen Kostüm der Zeit nachgebildet ist, handelt es sich um den frühesten erhaltenen Kostümharnisch. Stilistische Parallelen finden sich in der Plastik und Malerei der beginnenden Renaissance in den Donauländern. Es fehlt das Helmvisier, dessen Anfertigung vermutlich gar nicht mehr zustande kam, ebenso wie auch auf die Montage des rechts auf der Brust vorgesehenen Rüsthakens zum Auflegen der Reiterlanze verzichtet wurde. Trotzdem wurde der Harnisch zusammengesetzt und im Innsbrucker Zeughaus verwahrt. Im Ambraser Inventar von 1583 ist die Rüstung auf fol. 89 eindeutig identifizierbar. Die Beschreibung beginnt mit: "Kaiser Carolus etc., weil ire maj. noch ain junger herr gewesen ist. Ain unausgemachts [= unfertiger] harnisch [...]".

Derzeit nicht ausgestellt.

Objektdaten

Objektbezeichnung

Harnisch

Kultur

Innsbruck

Datierung

1511-1512

Künstler/in

Hans Rabeiler gen. Pair , (Plattner) (erw. 1501, gest 1519, tätig in Innsbruck)

Material/Technik

Eisen, geschmiedet, getrieben, gebläut, nicht geschliffen oder poliert. Leder (teils modern). Schnallen, Nietköpfe: Eisen.

Maße

H inkl. Eisenplatte: H 152 cm × B 62 cm × T 60 cm
Eisenplatte: 4 cm x 60 cm x 60 cm
Gesamtgewicht (exkl. Figurine, exkl. Eisenplatte): 12,15 kg

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 186

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