Homo Lignum ist das vielleicht vielschichtigste Projekt von Igor Makarevich. Er synthetisiert in diesem Zyklus eine Vielzahl seiner bis dahin entwickelten Motive und Techniken: Manuskripte, Skulpturen, inszenierte Fotografien. Zentrum ist das fiktive Tagebuch eines gewissen Nikolai Ivanovich Borisov, der in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts als Buchhalter in einer Holzfabrik beschäftigt war. In einem an Kafka erinnernden Szenario erfahren wir von der zunehmenden Isolierung des Helden in der feindseligen Welt einer Kommunalwohnung, die von Alkoholikern, brutalen Nachbarn und Denunzianten bevölkert wird. Ausgehend von diesem Umfeld entwickelt Borisov, der im Gegensatz zu seiner Aversion gegen Menschen schon früh an sich eine Affinität zu Bäumen festgestellt hatte, einen eigenen Kult mit Simulakren und Ritualen. Ziel scheint die Transformation des Helden in Holz zu sein, wobei auch schmerzhafte Methoden angewandt werden. Um diesen Erzählstrang lässt der Künstler eine Sammlung aus Fundstücken und Objekten entstehen, die die Existenz und den „Holzkult“ des Nikolai Ivanovich Borisov dokumentieren. In diesen symbolischen Raum werden auch reale biographische Spuren des Künstlers übernommen. Fotos des von Igor Makarevich in den 70er Jahren benutzten Ateliers fungieren als Bilder der Wohnung von Borisov. Die Präsentation der unterschiedlichen Objekte erfolgt in Form einer kleinen musealen Sammlung. Diese behauptet sich während der Dauer der Ausstellung als Teil der Sammlungen des Kunsthistorischen Museums.