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Glanz des Ewigen

Der Wiener Goldschmied Joseph Moser (1715–1801)

Das Zeitalter Maria Theresias (reg. 1740 – 1780) bot den mit der Ausstattung von Gotteshäusern beschäftigten Künstlern ein reiches Betätigungsfeld, auch wenn diese Jahrzehnte insgesamt bereits von deutlichen Spannungen zwischen einem traditionellen, sinnenfreudigen Barockkatholizismus und der neuen, nüchternen Religiosität der Aufklärung geprägt waren. Kostbare liturgische Geräte dienten der Verherrlichung des Allerheiligsten und meist zugleich auch der Erinnerung an die Stifter, womit sie zu leuchtenden Zeichen des Glaubens wurden. Vom Glanz fürstlicher Repräsentation und einer tief empfundenen persönlichen Frömmigkeit zeugen in besonderer Weise die Stiftungen der Kaiserin selbst. Sie bedachte zahlreiche Kirchen und Ordenshäuser in den habsburgischen Ländern, die ihr und ihrer Familie besonders verbunden waren, mit Schenkungen. Ebenso ließ sie die Kapellen ihrer verschiedenen Residenzen kostbar ausstatten.

Häufig bediente sich Maria Theresia dabei der Kunstfertigkeit des aus Brünn stammenden, ab 1745 in Wien nachweisbaren Goldschmieds Joseph Moser (1715–1801). Eine verhältnismäßig große Zahl noch erhaltener Arbeiten in Wien und an anderen Orten der ehemaligen Habsburgermonarchie belegt diese Tätigkeit für den Wiener Hof. Im Laufe der langen Schaffenszeit des Künstlers durchlief Mosers Stil eine überaus bemerkenswerte Entwicklung von der Formen- und Dekorsprache des Spätbarock über das Rokoko zum sogenannten "josephinischen" Klassizismus.

Die vom Diözesanmuseum St. Pölten und vom Kunsthistorischen Museum Wien gemeinsam organisierte Ausstellung vermittelt einen breiten Überblick über das reiche Œuvre Joseph Mosers, einem der bedeutendsten Wiener Goldschmiede der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Monstranzen, Meßkelche und sonstiges Altargerät aus vergoldetem Silber, zumeist mit reichem Juwelenbesatz, sowie Reliquiare in den verschiedensten Formen von mitunter staunenswerter Größe und höchster plastischer Qualität verlassen zum Teil erstmals jene Orte, für die sie einst geschaffen wurden und an denen sie noch heute in Verwendung stehen. Zugesagt sind Leihgaben aus zahlreichen in- und ausländischen musealen und kirchlichen Beständen (Wien, Innsbruck, Brixen, Melk, Sopron, Györ, Zagreb, Temesvar u.a.m.). Mit dem Katalog zur Ausstellung liegt erstmals auch eine ausführliche und umfassend illustrierte Publikation zu diesem wichtigen Vertreter des Wiener Kunsthandwerks in der Zeit Maria Theresias im Druck vor.

Von 6. Mai bis 5. Oktober 2003 sind die Meisterwerke Mosers im Diözesanmuseum von St. Pölten zu sehen; von 22. Oktober 2003 bis 19. Jänner 2004 werden sie in der unmittelbar neben der Hofburgkapelle gelegenen Räumlichkeit der sogenannten Alten Geistlichen Schatzkammer präsentiert. Dabei handelt es sich um einen anläßlich der Schau zu Joseph Moser neu eröffneten Ausstellungsort des Kunsthistorischen Museums, der ab dann die Gelegenheit bieten wird, ein mit den Beständen der ständigen Schausammlungen der Weltlichen und Geistlichen Schatzkammer inhaltlich verknüpftes Kunstschaffen in Wechselausstellungen zu zeigen.

Information

22 October 2003
jusqu’à 19 January 2004

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