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Antike und Moderne

Erinnerungen an die Antike in der modernen Kunst Griechenlands

In Zusammenarbeit mit der Alexander S. Onassis Public Benefit Foundation organisiert die Griechische Nationalpinakothek die Ausstellung "Antike und Moderne. Erinnerungen an die Antike in der modernen Kunst Griechenlands" im Kunsthistorischen Museum in Wien. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der griechischen Botschaft in Wien und wird im Zusammenhang mit dem offiziellen Wienbesuch von Präsident Karolos Papoulias, dem Präsidenten der Hellenischen Republik, veranstaltet.

Ziel der 53 Objekte umfassenden Ausstellung ist es, die Rezeptionen des klassischen Geistes des antiken Griechenlands (Ideen, Themen, Figuren) durch moderne griechische Künstler zu dokumentieren, sowohl die Art und Weise, wie die Künstler inspiriert wurden, als auch wie sie dies in ihrer Kunst im Verlauf des
20. Jahrhunderts darstellten.

In Griechenland schlug die Stunde der Antike in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen, es gab eine Hinwendung zur Tradition, wie sie damals generell in der europäischen Kunstentwicklung zu verzeichnen ist. In den Jahren unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs setzten sich viele Künstler – allen voran Pablo Picasso – mit der klassischen Antike auseinander.

Diese europaweite Hinwendung zur Antike motivierte griechische Künstler, sich wieder mit dem Erbe ihrer Ahnen zu beschäftigen. Die griechische Tradition beschränkt sich dabei nicht auf die Antike, sondern führt über Byzanz bis zur griechischen Volkskultur, und bildet für sie eine einzige, zusammenhängende, nie unterbrochene Entwicklung. Deshalb führt die Rückkehr zur Tradition häufig zur Vermischung zahlreicher unterschiedlicher Quellen, aus denen ein faszinierendes Hybrid entsteht, dessen Katalysator die formale Erfahrung der modernen Kunst ist. Dank dieser Alchemie bewahrten die Arbeiten griechischer Künstler dennoch Einheitlichkeit und Geschlossenheit, auch wenn die Vielzahl der stilistischen Quellen dies zu subvertieren drohte. Dieses alchemistische Amalgam antiker und byzantinischer Quellen ist besonders gut nachvollziehbar im Werk des gefeierten Malers Konstantinos Parthenis (1878–1967), vor allem in Bildern, die während der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts entstanden.

Neben Parthenis, der einer älteren Generation angehört, repräsentieren die wichtigsten in der Ausstellung vertretenen Künstler die berühmte "Generation der 30er Jahre" und ihren Geist: Ghika, Tsarouhis, Moralis, Nicolaou, Engonopoulos und Vassileiou ebenso wie Fassianos, einem jüngeren Erben dieser Tradition. Literaten und Künstler dieser Generation (zu ihnen zählen auch zwei Literaturnobelpreisträger, die Dichter George Seferis und Odysseas Elytis) brachten neuen Schwung für Stil, Ausdruck und Ästhetik der griechischen Kunst. Ausgangspunkt und Leitprinzip bildeten ein gemeinsames Ziel: die Hellenisierung der europäischen Avant-Garde, das Bestreben, ihr eine griechische Nationalität aufzuprägen. Dieses kollektive Anliegen vereinte unter einem Dach auf den ersten Blick sehr unterschiedliche persönliche Idiome und Techniken. Die meisten Künstler teilten das allgemeine Interesse der "Generation der 30er Jahre" für Anthropozentrismus, etwas, das die gesamte griechische Kunst über die Jahrhunderte hinweg auszeichnet.

Abstrakte Tendenzen, die in der griechischen Kunst während der fünfziger Jahre und bis in die Mitte der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts dominierten, führten zu einer Unterbrechung dieser Verbindung der griechischen Kunst mit der Tradition. Unter der ab 1967 in Griechenland herrschenden Militärdiktatur wandte sich der kritische Realismus griechischer Künstler wieder der Antike zu, um so die propagandistische Behandlung des antiken Erbes durch das Regime ironisch zu kommentieren.

Seit dem Ende der Diktatur und der politischen Wende des Jahres 1974 ist für griechische Künstler die Beziehung zur Antike entweder von existentiellen Überlegungen oder einer durch historische und künstlerische Umstände bedingten intensiven Auseinandersetzung mit ihr geprägt.

Professor Marina Lambraki-Plaka
Direktorin der Griechischen Nationalpinakothek und des Alexander Soutzos Museum, Athen

Information

5 July 2008
jusqu’à 24 August 2008

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