Harnischgarnitur Sattel: Kürisssattel der sog. Lerchengarnitur

1563 (?), Besitzer: Stegbleche: Erzherzog Karl II. Sohn des Ferdinand I. von Habsburg Österreich zugeschrieben

 

 

Kürisssattel der sog. Lerchengarnitur

Dieser Sattel gehört zur so genannten Lerchengarnitur, die ursprünglich eine Große Harnischgarnitur war und Einheiten für Plankengestech-Turnier und Fußkampf umfasste. Sie wurde traditionell Jörg Seusenhofer zugeschrieben, ist jedoch wohl mit einer Zahlung des Erzherzogs Karl von Innerösterreich an den Plattner Peffenhauser aus Augsburg in Verbindung zu bringen. Diese Abzahlung erfolgte im Februar 1564. Daher kann angenommen werden, dass diese Harnischgarnitur anlässlich der ungarischen Krönung von König Maximilian II., Karls älterem Bruder, in Pressburg 1563 bestellt und nachträglich bezahlt wurde. Der Sattel ist mit einem Ornament aus gold- und schwarzgeätzten Zierstreifen verziert, die in aus Bandwerk gebildeten Kartuschen Adler bzw. Lerchen aus dem Wappen Altösterreichs zeigen. Auf Grund dieses Dekorationsmotives erfolgte auch die Benennung der Harnischgarnitur als Lerchengarnitur. Die Zierelemente der Einzelteile von Garnituren sind stets identisch. Bei dem Sattel handelt es sich um einen so genannten Kürisssattel. Diese gepanzerten Sättel haben eine ausgesprochen breite Sitzfläche sowie sehr hohe, massive Vorder- und Hinterstege, die reich geschmückte Eisenplatten tragen. Sättel dieser Form finden nur im Kampf Verwendung; durch die breiten Vorderstege wurden die Oberschenkel im Gefecht gut geschützt. Für die Entwicklung der Kampfweise der abendländischen Ritter war der Sattel unumgänglich. Erst er gab dem Lanzenreiter den nötigen Halt und schweißte ihn mit seinem Pferd zu einer gewaltigen, alles niederrennenden "Kampfmaschine" zusammen. Der geharnischte Ritter, dessen Taktik der frontale Lanzenstoß war, saß durch die hohe Rückenlehne und den hohen Vordersteg fest fixiert im Sattel und konnte so im Kampf nur schwer aus dem Sattel geworfen werden, - ein herabgefallener Ritter war im Kampf eine leichte Beute für den Gegner. Der hohe Hintersteg brachte zwar die Gefahr von Verletzungen im Rückenbereich mit sich, aber dieses Risiko war gering gegenüber den Gefahren im Falle eines Abwurfes.

Derzeit nicht ausgestellt.

Objektdaten

Objektbezeichnung

Harnischgarnitur Sattel

Kultur

Stegbleche: Augsburg

Datierung

1563 (?)

Künstler/in

Anton Peffenhauser , (Plattner), zugeschrieben (um 1525 - 1603, tätig in Augsburg) - GND

Material/Technik

Sitzfläche: Samt (grau). Borte: Silberlahn. Beschläge von Vorder- und Hintersteg: Eisen, geschmiedet, getrieben, teils geätzt. Ätzdekor: teils feuervergoldet, teils geschwärzt (schwarz geätzt). Schrauben: Eisen. Sattelbaum: Holz. Birkenrinde. Eisen. Leder. Leinen. Hanf (?).

Maße

H. 62 cm; B. 68 cm; T. 54 cm

Signatur

keine

Beschriftung

keine

Stempel / Zeichen

keine

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 611d

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