Harnischteil Helm: Beckenhaube mit spitzem Visier

um 1400, Besitzer: Herzog Leopold IV. Sohn von Leopold III. von Habsburg , (?)

 

 

Beckenhaube mit spitzem Visier

Diese Helmform wird von der historischen Waffenkunde seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Hundsgugel bezeichnet und mit dem schnauzenartig zugespitzten Visiers erklärt. Die moderne Zuschreibung an Herzog Ernst den Eisernen von Österreich (1377–1424) basierte auf der Erwähnung zweier „huntzkappen“ in einer Auflistung von Waffen, die 1436 Ernsts Sohn Herzog Friedrich V. von Österreich, der späterer Kaiser Friedrich III. (1415–1493), in Wiener Neustadt übernommen hatte. Friedrich vermerkte zu dieser Liste jedoch auch, „daz der hernasch und ettlicher zweg, so unser herr und vater seliger [Herzog Ernst] hinder sein gelassen hat, nicht gar da ist.“
Jüngste Forschungen haben ergeben, dass der Quellenbegriff Hundsgugel oder Hundskappe im Spätmittelalter eigentlich eine Kapuze aus Ringpanzergeflecht bezeichnete. Somit kann dieser Helm nicht mit den „huntzkappen“ im genannten Inventar identisch sein. Möglicherweise wurde diese Helmform zeitgenössisch als spitze Haube oder englische Haube bezeichnet. Im Inventar des Innsbrucker Harnischhauses von 1555 werden zwei „Englische hauben“ erwähnt, wovon der eine weiß und rot bemalt, der andere mit einer „panzeren hundskappen“ versehen war. Da der Helm aus Schloss Ambras stammt, könnte er vielleicht mit einem dieser beiden Helme identisch sein. Damit kämen um 1400 unter anderem auch die Tiroler Herzöge Leopold IV. (1371–1411) und Friedrich IV. (1382–1439) als mögliche Eigentümer in Frage. Die zweite Beckenhaube mit spitzem Visier in der Sammlung (Inv.-Nr. A 12) stammt aus dem Augustiner-Chorherrenstift Neustift bei Brixen.
Zugespitzte Visiere dieser Art waren in Italien und Deutschland, aber auch in England geläufig. Dieser Helmtypus entwickelte sich aus einer Beckenhaube (Bascinet), die seit dem 13. Jahrhundert als Halbschale zusätzlich unter dem sog. Topfhelm getragen wurde. Im Laufe des 14. Jahrhunderts erweiterte sich dieser ältere Helmtypus und bedeckte bald den Nacken, die Ohren und teilweise auch die Wangen. Die Helmglocke wurden konisch ausgetrieben, gegen Ende des 14. Jahrhunderts wanderte diese Spitze des Helmes zunehmend nach hinten, sodass sie nach 1400, wie bei der vorliegenden Hundsgugel, vertikal zum Nacken abfiel.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal I

Objektdaten

Objektbezeichnung

Harnischteil Helm

Kultur

Oberitalienisch ? (Mailand ?)

Datierung

um 1400

Material/Technik

Material: Eisen, geschmiedet, getrieben, teils durchlocht. Nietkappen: Messing.

Maße

L 40 cm x B 53 cm x T 35 cm

Stempel / Zeichen

an der linken Seite Spuren eines Plattnerstempels

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 24

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