Statuette: Stehende Frau mit Kantharos (Trinkgefäß)

Zyprisch, Eisenzeit, archaisch, um 550 v. Chr.

 

 

Stehende Frau mit Kantharos (Trinkgefäß)

Das weibliche Gegenstück zum archaischen griechischen Kuros ist die Kore, eine Frau in der Blüte ihrer Jugend. Wie die Kuroi sind auch die Koren meist nur aufgrund ihrer Aufstellung beziehungsweise ehemaligen Verwendung als Darstellungen von Sterblichen (Weihe- oder Grabstatuen) oder als Wiedergaben von Göttern zu deuten. Auch für die zyprischen Koren ist ein langes Festhalten an der archaischen Formensprache charakteristisch. Frontal stehende Frau auf leicht abgeschrägter, quaderförmiger Plinthe. Der Kopf ist von einem schleierartigen Kopftuch bedeckt, das von der Stirn mit scharfer Kante abgesetzt ist. Darüber hängen acht spiralig eingedrehte Haarflechten, die am Scheitel aus dem Kopftuch heraustreten und über der Stirn jeweils zu einer Schnecke eingedreht sind. Im Rücken fällt das Haar perückenartig herab. Das Gesicht wirkt durch die hochgewölbten Augenbrauen und die scharf geschnittenen, großen Augen fast metallisch; der Mund mit den gespitzten Lippen ist relativ klein, das Kinn hingegen markant. An dem flachen, brettartigen Körper sind die kleinen, kegelförmigen Brüste besonders betont. Das langärmelige, faltenlose Gewand mit bogenförmig verlaufendem Überschlag reicht bis zu den nackten, geschlossen stehenden Füßen. Die gesenkte Rechte ist mit gestreckten Fingern eng an den Körper angelegt, die abgewinkelte Linke hält in der hohlen Hand ein kantharosartiges Gefäß, dessen Henkel in lilienartigen Blüten enden. Die Statuette ist im besonderen durch ihren reichen Schmuck ausgezeichnet: Sie trägt ein Halsband, zwei Halsketten sowie Brust- und Ohrschmuck. Das Halsband besteht alternierend aus vierreihigen Perlenketten und rechteckigen, plattenförmigen Elementen. Die Platte in der Mitte ist zusätzlich durch vier tropfenförmige Anhänger und eine vertiefte, strahlige Sonnenscheibe im Zentrum hervorgehoben. Die zweite und die dritte Kette werden jeweils aus bikonischen Gliedern mit einem tropfenförmigen bzw. kugelförmigen Anhänger mit breiter, bandförmiger Fassung gebildet. Der Brustschmuck besteht aus einem großen, scheibenförmigen Anhänger mit einem Strahlenkranz, der von einer halbkugeligen Erhebung in der Mitte ausgeht. Am Anhänger ist eine horizontale Hülse aufgesetzt, durch die ein riemenartiges Band geführt ist. Die Ohren sind mit den für zyprischen Ohrschmuck charakteristischen sogenannten Ohrhäubchen geschmückt, die über den oberen Teil der Ohrmuschel gestülpt und wohl aus Metall zu denken sind; an der Unterseite ein schlingenförmiger Anhänger.

Derzeit ausgestellt: Kunsthistorisches Museum Wien, Antikensammlung Raum 1

Objektdaten

Objektbezeichnung

Statuette

Kultur

Zyprisch

Periode

Eisenzeit, archaisch

Datierung

um 550 v. Chr.

Fundort

Material/Technik

Kalkstein

Maße

H. 86 cm

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Antikensammlung

Inv. Nr.

Antikensammlung, I 357

Provenienz

Brugsch, Heinrich Dr. Prof.; 1875 Kauf

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