Harnisch: Riefelharnisch, Riefelküriss für Feld und Turnier

um 1525-1530, Besitzer: Herzog Ulrich Sohn d. Heinrich von Württemberg

 

 

Riefelharnisch, Riefelküriss für Feld und Turnier

1580 sandte Herzog Ludwig von Württemberg, der Enkel Herzog Ulrichs, auf Bitten Erzherzog Ferdinands II. von Tirol je einen Harnisch seines Vaters und seines Großvaters nach Ambras. Die beiden Stücke wurden zusammen mit den Waffen anderer bedeutender Zeitgenossen und historischer Personen in der 1570 angelegten Rüstkammer auf Schloss Ambras bei Innsbruck als Schaustücke aufgestellt. Im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland in Anlehnung an die plissierte textile Tracht der Riefelharnisch. Die Oberfläche der Harnische wurde mit feinen Graten dekoriert. Die kannelierte Oberfläche ermöglichte ein funkelndes Spiel des Sonnenlichtes auf den geriefelten Rüstungen, was neben der Nähe zum textilen Kostüm zum Teil die Beliebtheit dieser Mode erklären mag. Neben ihren optischen Eigenschaften erhöhte die Riefelung auch die Festigkeit der Harnischteile, wodurch die Plattner die Rüstung bei gleich bleibender Widerstandskraft dünner und damit leichter machen konnten. Die für die Herstellung der Riefelung erforderliche Präzisionsarbeit erhöhte jedoch die Kosten, sodass diese sehr teure Mode noch vor der Jahrhundertmitte verschwand. Das merkwürdige Gesicht des Visiers stand im Zusammenhang mit Fastnachtsaufzügen. Turniere fanden oft im Fasching und in Verbindung mit dem dazugehörigen Mummenschanz statt. Aus den Saalmummereien entwickelten sich die Verkleidungsturniere, sodass in der Ausrüstung für die Turniere die Maskenvisiere einen festen Platz fanden. Herzog Ulrich wurde 1519 geächtet und vom Schwäbischen Bund aus seinem Land vertrieben; er erhielt aber 1534 auf Betreiben des Landgrafen Philipp von Hessen sein Herzogtum vom späteren Kaiser Ferdinand I. zurück. 1546/47 nahm er am Schmalkaldischen Krieg und an der Schlacht von Mühlberg gegen Kaiser Karl V. teil und verlor für kurze Zeit abermals sein Land. Drei Jahre später starb Herzog Ulrich.

Derzeit ausgestellt: Neue Burg, Saal III

Objektdaten

Objektbezeichnung

Harnisch

Kultur

Nürnberg

Datierung

um 1525-1530

Künstler/in

Wilhelm von Worms , (Plattner), Marke nicht sicher zuweisbar (erw. 1497, tätig in Nürnberg, gest. 1537 in Nürnberg) - GND

Material/Technik

Eisen, geschmiedet, getrieben, teils graviert. Gravierte Linien: teils geschwärzt. Nietköpfe, Schnallen: Eisen. Ringpanzergeflecht: Eisen. Visier: teils gelocht. Rüsthaken: Eisen. Leder.

Maße

H (inkl. Eisenplatte) 189,6 cm × B 85 cm × T 63 cm
Maße Eisenplatte: B 60 cm x T 60 cm x H 4 cm
Gesamtgewicht exkl. Figurine, exkl. Eisenplatte: 25,85 kg

Stempel / Zeichen

Meistermarke in Wappenform mit halbem steigendem Hirsch (Wilhelm von Worm d. Ä.) auf Brsut, Rücken und rechter Achsel
Beschaumarke in Form des kleinen Nürnberger Stadtwappens auf dem Rücken und kaum noch erkennbar auf der Brust

Bildrecht

Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Inv. Nr.

Hofjagd- und Rüstkammer, A 237

Kunst & Patenschaft

Viele unserer Objekte sind auf der Suche nach Paten. Mit einer Kunstpatenschaft tragen Sie dazu bei, die Schätze der Kunstgeschichte für die Zukunft zu bewahren.
Als Kunstpate fördern Sie mit Ihrer Spende direkt und nachhaltig die wissenschaftliche Dokumentation, Erforschung, Restaurierung und Präsentation der Kunstbestände des Kunsthistorischen Museums Wien.

Werden Sie Kunstpate