Olga Borisnova Lepeshinskaya war in der Zeit von Stalins Herrschaft Abteilungsleiterin am Institut für Experimentalbiologie an der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR. Sie versuchte unter anderem, neue Formen lebender Organismen zu erfinden. Weiters behauptete sie, das Leben der Werktätigen auf weit mehr als 100 Jahre verlängern zu können. Diese utopischen Versprechungen brachten ihr die Gunst Stalins ein, der ihre Unternehmungen großzügig förderte. Einige ihrer Projekte weisen eine Verwandtschaft mit alchemistischen Verfahren auf. So spielte bei Lepeshinskaya in der Generation neuer Organismen das Ei eine besondere Rolle. In der 1618 gedruckten Atalanta Fugiens des Michael Maier, die als Kompendium der Alchemie bezeichnet werden kann, wird dem Adepten im Zuge des alchemistischen Prozesses folgendes geraten: „nimm das Ey, und schlage es mit einem glüenden Schwert“. Aus diesem zerschnittenen Ei schlüpft dann in der Folge ein Vogel, der Feuer und Eisen zerstören kann. Das Motiv der von Lepeshinskaya angestrebten Lebensverlängerung durch Verjüngung wird im Splendor Solis, einem der wichtigsten alchemistischen Traktate, beschrieben, wobei hier die Verjüngung durch ein gleichmäßiges Zerkochen des Körpers erreicht werden soll. Elena Elagina greift diese merkwürdige Verbindung zwischen Alchemie und Wissenschaft auf und entwickelt daraus ihr eigenes „Theatrum Chemicum“. Die Rolle der Olga Lepeshinskaya dient der Künstlerin in weiterer Folge auch dazu, uns auf das Motiv der Transformation in der bildenden Kunst hinzuweisen, in deren Feld ja seit dem Konzept des objet trouvé auch wertlose Gegenständen des Alltags zu Preziosen mutieren können. Sowohl thematisch als auch durch die Art der Präsentation stellt dieses Werk einen Bezug zur Kunst- und Wunderkammer des Kunsthistorischen Museums her.