Kunstgeschichten

Entdecken Sie in der Rubrik Kunstgeschichten abwechslungsreiche Essays zu verschiedensten Kunstwerken aus unseren umfangreichen Sammlungsbeständen.

Eine Warnung zur rechten Zeit

Georg Petel (Elfenbeinschnitzer) und
Andreas I. Wickert (Goldschmied)
Deckelhumpen mit trunkenem Silen
Augsburg
1629
KHM, Kunstkammer, Inv.-Nr. KK 4519

Georg Petel, im oberbayerischen Weilheim geboren, besuchte im Laufe seines Lebens unter anderem Antwerpen, Paris, Genua und Rom.

Nach diesen Reisen ließ er sich in Augsburg nieder, das zu seiner Zeit die führende Exportmetropole kunsthandwerklicher Luxuswaren war.

 

Mit dem berühmtesten Barockmaler nördlich der Alpen, Peter Paul Rubens, pflegte Petel eine solide Freundschaft.

Auf Rubens' Vorbild und Ästhetik gehen die gleichsam in Endlosschleife um das Gefäß herumlaufenden Motive zurück:

Im Zentrum steht der trunkene Silen. Bocksbeinige Satyrn, männlich wie weiblich, halten ihn mühsam auf den Beinen.

Musik und Tanz verstärken den kollektiven Rausch.

Wer es übertreibt, dem drohen Verdummung, Verrohung und Wollust zur falschen Zeit.

Die künstlerische Umsetzung spiegelt diese Themen, statt sie nüchtern vorzuführen: Elfenbein ist ein prachtvolles Material, ineinandergreifende, stark plastische Formen, naturalistische Oberflächen und ungeschönte Körperformen schmücken das luxuriöse Trinkgefäß.

geschrieben von Cäcilia Bischoff am 18.9.2018 in #Menschenbilder Europas
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