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Die Geschichte der Sammlung

Mindestens seit dem 16. Jahrhundert hatten die Habsburger am Wiener Hof Antiken gesammelt, und so wurde manches hervorragende Stück schon früh erworben: die kostbare Gemma Augustea unter Rudolf II. (reg. 1576-1612), der Amazonensarkophag im 17. Jahrhundert, das Senatus Consultum de Bacchanalibus unter Karl VI. (reg. 1711-1740).

Die Funde in den Vesuvstädten und die deutsche Klassik belebten im 18. Jahrhundert das Interesse am griechisch-römischen Altertum neu und lösten einen unvergleichlichen Sammeleifer aus. Aus allen Teilen der Monarchie gelangten Bodenfunde in die kaiserliche Sammlung nach Wien – solche zufälliger Art wie der 1799 entdeckte Goldschatz von Nagyszentmiklós, aber auch Schätze, die aus gezielten Ausgrabungen herrühren oder auf Reisen erworben wurden.

Als eigentliches Geburtsjahr der Antikensammlung muss das Jahr 1798 bezeichnet werden, in dem Franz de Paula Neumann zum alleinigen Direktor des nun vereinten „k. k. Münz und Antikenkabinettes“ bestellt wurde. Aus dem gesamten Hofbereich, so aus der Schatzkammer und den Schlössern Schönbrunn und Belvedere, wurden antike Steinskulpturen, Büsten und Bronzen zusammengeführt und im Augustinergang der Hofburg untergebracht.

Entscheidend für die Erweiterung der Sammlung waren schließlich auch die Ankäufe aus Privatsammlungen, meist um sehr beträchtliche Beträge, durch die die Grundlage für den Bestand antiker Vasen und Bronzen gelegt wurde: 1802 erwarb der Maler Michael Wutky im Auftrag der kaiserlichen Sammlung in Rom und Neapel zahlreiche Antiken im Wert von mehr als 9.000 Gulden. 1804 wurden Skulpturen, Vasen und Bronzen aus der Sammlung Vincenz Maria von Rainer zu Harbach gegen eine jährliche Leibrente von 2.500 Gulden angekauft. 1808 wurden 30.000 Gulden für zahlreiche Stücke aus dem Nachlass von Angelo de France und 1815 sogar 125.000 Gulden für die Skulpturen und mehr als 600 Vasen umfassende Sammlung des Grafen Anton von Lamberg-Sprinzenstein bezahlt. In der Folgezeit standen niemals wieder so bedeutende Geldmittel zur Verfügung, weshalb der systematische Ausbau der Sammlung unterbleiben musste.

Um die bald überfüllten Räumlichkeiten am Augustinergang der Hofburg zu entlasten, wurde 1823 eine große Zahl römischer Altertümer in den unterirdischen Hallen des von Peter Nobile erbauten Theseustempels im Volksgarten aufgestellt. Diese Räume, die auch für das Publikum geöffnet wurden, mussten allerdings aufgrund der dort herrschenden Feuchtigkeit bald wieder geschlossen werden. 1845 wurden sämtliche antike Skulpturen und Inschriftsteine in das Untere Belvedere verbracht.

Die Sammlung erfuhr noch mehrfach erheblichen Zuwachs: Durch die archäologischen Unternehmungen Österreichs im ostgriechischen Kulturbereich (1873 und 1875 in Samothrake, 1882-1884 in Gölba ı-Trysa und 1895-1906 in Ephesos) wurde vor allem der Skulpturen- und Architekturbestand wesentlich erweitert. 1880 wurden die Antiken der Ambraser Sammlung, 1923 wurden jene der Sammlung Este-Catajo inventarisch übernommen. 1940 konnte durch die Eingliederung der Antiken aus dem damaligen Österreichischen Museum für Kunst und Industrie die Sammlung griechischer Vasen um zahlreiche kostbare Stücke vermehrt werden.

1891 übersiedelte die Antikensammlung vom Augustinergang in der Hofburg und aus dem Unteren Belvedere in das neu eröffnete Kunsthistorische Museum. 1900 wurde die Münzensammlung von der Antikensammlung getrennt. Für die Funde aus Ephesos und Samothrake sowie für die Reliefs des Heroons von Trysa war jedoch in den Schauräumen nicht ausreichend Platz vorhanden. Nach einer Reihe von Provisorien konnte 1978 das Ephesos Museum in der Neuen Burg eröffnet werden; die museale Präsentation der Reliefs des Heroons von Trysa bleibt weiterhin ein Desiderat.

Dringende Bau- und Generalsanierungsarbeiten, insbesondere die durchgehende Elektrifizierung sämtlicher Ausstellungsräume, sowie die Neuaufstellung der Objekte machten eine längere Schließung der Antikensammlung erforderlich. Nach der Wiedereröffnung 2005 präsentiert sich nun die Sammlung nicht nur in neuem Licht, sondern auch erweitert auf neun Säle und sieben Kabinette. Die Zahl der ausgestellten Werke wurde gegenüber der alten Aufstellung um mehr als ein Drittel auf rund 2.500 Objekte erhöht.

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