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Die Kunst des Steinschnitts

Prunkgefäße, Kameen und Commessi aus der Kunstkammer

Der Glanz edler Steine faszinierte von jeher den Menschen. Umsomehr wenn die Größe der gefundenen Stücke von Bergkristall, Jaspis oder Achat es erlaubte, daraus Gefäße zu schneiden. Der Wert des Materials und die ungeheuer schwierige, zeitaufwendige Technik der Bearbeitung solcher Steine, die härter als Stahl sind, machten diese Objekte zu Kostbarkeiten, die als Inbegriff des höchsten Luxus nur in den Schatz- und Kunstkammern weltlicher und geistlicher Herrscher zu finden waren. Im Mittelalter befanden sich Zentren der Steinschneidekunst in Unteritalien, Venedig und Paris. In der Renaissancezeit entstanden die besten Arbeiten dieser Kunstgattung in Mailand, das die europäischen Höfe und fürstlichen Sammler mit Werken aller Art belieferte. Von Mailand aus gingen führende Meister nach Paris, Florenz, Madrid und Prag.

Der Leidenschaft Kaiser Rudolfs II. für derartige geschnittene Steine – für Gefäße ebenso wie für kleinformatige Kameen und aus farbigen Steinen zusammengesetzte Bilder (commessi in pietre dure)– verdankt das Kunsthistorische Museum in Wien den bedeutendsten und wertvollsten erhaltenen Bestand derartiger Kunstobjekte. Zusammen mit Werken nachfolgender wie auch früherer Epochen, darunter die weltweit einzigartige Gruppe der größten monolithen Bergkristallgefäße des Mittelalters, steht diese Sammlung im Zentrum einer Ausstellung, die vom 17. Dezember 2002 bis zum 27. April 2003 in Saal VIII und IX der Kunstkammer zu sehen sein wird. Bislang gab es keine Präsentation zur Kunst des Steinschnitts, die in so umfassender Weise alle wichtigen Epochen und Produktionszentren vom Mittelalter bis zum Barock darstellte. In Ergänzung zu den Wiener Meisterwerken gelang es dem Kurator der Ausstellung, Direktor HR Dr. Rudolf Distelberger, als einem der international renommiertesten und profiliertesten Kenner dieser Materie, Zusagen für die Leihgabe von wichtigen Vergleichsstücken aus anderen ehemaligen fürstlichen Sammlungen (u. a. Florenz, Madrid, Paris, Dresden, Kopenhagen) zu erwirken, obwohl die kostbaren Steingefäße im allgemeinen kaum noch verliehen werden. Der begleitende Katalog bringt viele neue, in dreißigjähriger Forschungsarbeit gewonnene Erkenntnisse Rudolf Distelbergers.

Die Ausstellung „Die Kunst des Steinschnitts“ stellt Ihnen Meisterwerke der Steinschneidekunst vom Mittelalter bis zum Barock vor. Vor allem die Kunstkammern der Neuzeit wurden zu einem fruchtbaren Nährboden dieser Gattung. Denn die Steinschneidekunst erfüllte einen wichtigen Anspruch der Zeit: Natur und Kunst miteinander zu verbinden. Die edlen Steine sind härter als Stahl und setzen ihrer Bearbeitung große Widerstände entgegen. Gerade das erhöhte die Herausforderung an die Kunst.

Die Steinschneidearbeiten galten als Inbegriff des Luxus und ihr Wert überstieg den Preis von Gemälden bei weitem. Nur ein paar Beispiele: Michelangelo erhielt für die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle in Rom 6000 Dukaten. Den gleichen Gegenwert erhielt die Steinschneidewerkstatt Saracchi für nur zwei Bergkristallgefäße. Der Steinschneider Dionysio Miseroni erzielte für den Schliff eines großen Smaragdes 12.000 Gulden, Rembrandt bekam für seine berühmte “Nachtwache” nur 1600 Gulden.

Information

17. Dezember 2002
bis 27. April 2003

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