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DES KAISERS ELFENBEIN

Meisterwerke aus Habsburgs Kunstkammern

In regelmäßigen Abständen setzt die seit längerem geschlossene Kunstkammer mit Sonderausstellungen aus den eigenen Beständen immer wieder eindrucksvolle Lebenszeichen, um den Freunden unseres Hauses sowie den kunstinteressierten Wienbesuchern diese einzigartige Sammlung zumindest in Teilen zugänglich zu machen und die Zeit bis zur Wiedereröffnung der Kunstkammer zu verkürzen.
Nach Exotica (2000), Kunst des Steinschnitts (2002), Tapisserien mit der Geschichte des Tobias (2003), Meisterwerken aus der Kunstkammer (2004), Bernstein (2005) und Giambologna (2006) steht die diesjährige Kunstkammerausstellung ganz im Zeichen eines der faszinierendsten und zugleich ältesten Materialien der bildenden Kunst: Elfenbein, dem mächtigen Stoßzahn des asiatischen oder afrikanischen Elfefanten.

Die Wiener Elfenbeinsammlung, die aufgrund ihres Umfangs und insbesondere ihrer außerordentlichen Qualität zu den weltbesten Spezialsammlungen ihrer Art gehört, geht auf den erlesenen Geschmack der Kaiser Rudolf II. (reg. 1576 -1612) , Ferdinand III. (reg. 1637 -1657), Leopold I. (reg. 1658 -1705) und auf Erzherzog Leopold Wilhelm, der Statthalter der Niederlande war, zurück. Aus der Fülle der eigenen Bestände schöpfend können die Kunstkammer und die Geistliche Schatzkammer, die auf eine Jahrhunderte lange gemeinsame Geschichte zurückblicken, ohne eine einzige Leihgabe einen profunden Überblick über diese Sonderform des kleinformatigen Kunstkammerstücks vermitteln.

Während die Elfenbeinarbeiten aus mittelalterlicher Zeit zumeist mit einer praktischen Funktion, entweder im kirchlichen Bereich oder für die luxusverwöhnten Adeligen verbunden waren, verdanken die zahlreichen Elfenbeinarbeiten der Barockzeit ihre Entstehung dem neuen Interesse für das exotische Material, das über den Seeweg über Portugal, Spanien, Holland und die Hansestädte nach Europa gelangte und ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert zum bevorzugten Material für wohlhabende Sammler wurde.

In der Elfenbeinkunst der Barockzeit verbinden sich Virtuosentum und der sinnliche Oberflächenreiz des exotischen Naturalie zu preziösen Sammelobjekten, die ihren Ursprung in der spezifischen Sammelform der Kunstkammer haben. Höfisches wie bürgerliches Sammelinteresse konzentrierte sich auf das kleinformatige Kunstwerk, das in die Hand genommen werden wollte, gegen das Licht gedreht und ein aufmerksames Betrachten aus der Nähe verlangte. Die Statuetten, Reliefs, Prunkgefäße und gedrechselten Kunststücke aus dem Stoßzahn des Elefanten waren zweckfreie Schaustücke von höchstem künstlerischen, technischen und materiellen Anspruch, die vor allem zum ästhetischen Genuß des feinsinnigen Sammlers hergestellt wurden. Das facettenreichen Themenspektrum umfasst antik-mythologische, profane sowie religiöse Stoffe, deren virtuose Umsetzung bei den Betrachtern Staunen und höchste Bewunderung hervorrief. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts bekam das Elfenbein im Porzellan, dem weißen Gold, einen ernstzunehmenden Konkurrenten, von dem es rasch als deutlich billigeres, weit weniger exklusives Material in der Kleinplastik vollkommen abgelöst wurde.

Der Nimbus des Elfenbeins wurde sicherlich auch von Anbeginn durch die mythischen Vorstellungen über die gewaltigen Stoßzähne genährt, die für den Menschen Akkumulationspunkte der Kraft symbolisierten. Die Verwendung für weltliche und kirchliche Insignien wurde durch das Alte Testament legitimiert, das den Thron Salomonis aus Elfenbein beschreibt. Aber auch Schriften wie der Physiologus, der die christlichen Tierlegenden begründete, trugen wesentlich zur Bedeutung des Einhorns in Mittelalter und Renaissance bei. Um 1200 erfolgte die Gleichsetzung des Narwalzahns mit dem Einhorn.

Der materia sacra, dem jungfräulichen Schoß Mariens entsprungen, wurden unermessliche Heilkräfte zugeschrieben, der sich selbst die höchsten geistlichen Würdenträger nicht entziehen wollten: Schutz vor Vergiftung, Heilung von Krankheit und Impotenz, ja sogar einen Hüter der Keuschheit sah man in der kostbaren Naturalie, die in pulverisierter Form zu den teuersten Medikamenten einer Apotheke zählte. Zur Nobilitierung von Elfenbein als dezidiert höfischer Werkstoff trug gewiß bei, dass zahlreiche Adelige die Kunst des Drechselns lernten, in der sich Entspannung und spielerisches Lernen vereinten.

Konzept und wissenschaftliche Bearbeitung:
Dr. Sabine Haag, Kunstkammer / Weltliche und Geistliche Schatzkammer.

Information

27. März 2007
bis 26. August 2007

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