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DIE RÖMER IN KLEINASIEN

Geld, Macht und Politik

Die Sonderausstellung „Die Römer in Kleinasien“ des Wiener Münzkabinetts beleuchtet ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Wirtschaft und des Geldwesens des Imperium Romanum. Mit der Münzreform des ersten römischen Kaisers Augustus (14 v. – 27 n. Chr.) entstand eine Leitwährung, die im gesamten Reich gültig war. Die Provinzen im Osten dagegen hatten einen Sonderstatus inne: Fernab der zentralen Münzstätte in Rom wurde in einer Vielzahl von kleineren Werkstätten Münzgeld aus unedlem Metall hergestellt und in den lokalen Umlauf gebracht. Dieses orientiert sich nur vage an den Prägungen aus Rom.

Diese isoliert dastehenden Münzen werden heute als „provinzialrömische Prägungen“ bezeichnet. Meist ist auf der Vorderseite der jeweils regierende Herrscher oder eines seiner Familienmitglieder abgebildet. Die Dargestellten werden in den überwiegend in griechischen, und nur selten in lateinischen Buchstaben verfassten Aufschriften auch genannt. Aber im Gegensatz zu den offiziellen römischen Prägungen findet sich auf den Vorderseiten auch eine Vielzahl anderer Darstellungen: Bilder von Stadtgöttern sind ebenso anzutreffen wie solche von verschiedenen Göttern und Heroen.

Auch auf den Rückseiten finden sich nur selten die von Römermünzen her gewohnten Motive. Eine Vielfalt von Themen wird behandelt. So geben die Darstellungen von sakralen wie auch von profanen Bauten dem Archäologen, der sich bei seinen Grabungen meist mit den Fundamenten zufrieden geben muß, wertvolle Auskünfte über deren mögliches Aussehen in der Antike. Besonders interessant sind die Darstellungen und Benennungen lokaler Gottheiten, womit die in den jeweiligen Städten gefeierten Kulte zumindest im Ansatz fassbar sind. Im Zusammenhang mit diesen religiösen Festen sind regional beschränkte Agone, also Kampfspiele, zu nennen. Dabei wurden den Siegern Preisvasen überreicht, welche nicht selten auf den Münzrückseiten dargestellt sind.

Die Auftraggeber für derartige Münzproduktionen sind aus heutiger Sicht reiche Bürger oder Beamte der jeweiligen Städte gewesen. Der eigentliche Hintergrund für die Ausprägung dieses lokalen Geldes scheint in finanztechnischen Kniffen und im Gewinn beim Geldwechsel bedingt zu sein. Denn Rom gab seine Geldzuweisungen an Heer und Beamte stets in Gold- (Aurei) und Silbermünzen (Denarii) aus. Vor Ort waren Leistungen und Waren, wie Inschriften belegen, aber meist in Kupfermünzen zu bezahlen. Der damit notwendige Tausch von der offiziellen in die lokale Währung war aber nur gegen ein entsprechendes Agio, also ein Aufgeld, in den Wechslerstuben möglich, die ihren Gewinn mit der jeweiligen Stadtbehörde teilten. Provinzialrömische Münzen waren somit eine gute Einnahmequelle. Auch aus diesem Grund wurden die Münzbilder möglichst attraktiv und auf lokale Gegebenheiten bezogen ausgewählt. Für uns sind sie heute wertvolle Dokumente für Leben, Kulte und Architektur im kleinasiatischen Teil des Imperium Romanum.

Die Objekte der Ausstellung entstammen nahezu ausschließlich einer österreichischen Privatsammlung, die im Jahre 2004 von der Österreichischen Nationalbank angekauft und dem Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums zur Verwaltung übergeben worden ist. Sie wurde in einem zweibändigen Gesamtkatalog von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Szaivert (Universität Wien) publiziert. Ergänzt wird die Ausstellung durch einige Objekte des Münzkabinetts und der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums.

Information

22. Februar 2005
bis 12. November 2006

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